Besuch aus Marokko

An unseren ersten Tagen hier auf Lanzarote hatten wir ungebetenen Besuch aus Marokko bzw. aus Afrika. Frau Calima hat sich ungefragt bei uns eingenistet und wollte Sissi nicht mehr verlassen.

Immer noch übrig, die Spuren von der Calima

Die Calima ist ein warmer Wind aus der Sahara und bringt gleich ein Stück der Sahara mit. Lanzarote muss immer wieder darunter leiden. Das Foto oben ist entstanden, nachdem wir Sissi schon zweimal gereinigt haben. Wir haben es versäumt, vor der ersten Reinigung ein paar Bilder zu machen.

Es ist sauschwer den Sand wieder von Bord zu bekommen. Mit dem Wischlappen darf man da nicht ran, denn sonst rubbelt man sich gleich die ganze Farbe vom Deck und aus dem Cockpit. Das funktioniert noch besser, als mit Sandpapier von 60er Körnung.

Es sieht jetzt alles irgendwie ungepflegt aus.

Also muss mit dem Schlauch gespült werden. Das schlechte Gewissen spült da immer mit, denn auf Lanzarote ist Trinkwasser knapp und muss unter hohem Energieaufwand erzeugt werden. Wir haben beschlossen, das Boot nur noch einmal zu reinigen, nämlich am Tag vor der Abfahrt.

Hinweis in der Dusche

Andere Yachties nehmen es mit dem Wasser nicht so genau. Sie spritzen ihre Boote jeden Tag ab. Das bringt aber nichts. Wenn das Boot noch schön feucht ist, findet es die Calima besonders gemütlich, sich auf jeder freien Fläche nieder zu lassen. Die Calima fliegt durch alle Ritzen und kommt auch unter Deck. Wir müssten Sissi schon komplett in Folie verpacken, um das zu verhindern.

Die äußere Bordwand hat noch nicht so viel von unserer Reinigungswut abbekommen. Hier ist noch besser zu sehen, wie es überall an Bord ausgesehen hat. Wer Wert auf ein blitzblankes, gewienertes Boot legt, sollte um Lanzarote einen großen Bogen segeln.

Sissi, das Calima-Opfer

Ein Gang über den Marinaparkplatz entspannt das Gemüt. Nicht nur wir Segler sind Opfer der Calima. Einige der geparkten Fahrzeuge sehen aus, als würden sie schon Jahre dort stehen oder seien aufgegeben. Dabei ist hier nur das Resultat von wenigen Tagen Saharawind zu sehen.

So schön und einzigartig die hiesige Landschaft auch ist, ich freue mich schon auf den Tag, an dem wir dieser Insel das Achterstag zeigen. Denn erst dann sind wir sicher vor dem Sand.

Alle leiden unter dem Sand.

Umparken ist albern

Mit dem Motorrad durfte ich die Erfahrung schon des Öfteren machen. Auf die Zeltplatzwiese gefahren, Motorrad aufgebockt und das Zelt schnell aufgestellt. Dann zum Bierstand des Motorradtreffens, Grillwurst essen und den Abend verfliegen gelassen. Anschließend in fragwürdigem Zustand zurück zum Zelt gegangen und gesehen, dass man das Motorrad schöner hinstellen kann. Das Ergebnis war in 98% der Fälle Belustigung für die anderen Teilnehmer des Motorradtreffens. In 100% der Fälle hatte ich aber Hilfe, um das Motorrad wieder aufzustellen. Umparken ist albern.


Wir erreichten die Marina Puerto Calero am Abend des 10. November und waren froh, dass wir aufgenommen wurden. In der Marina Rubicon hatten wir zwar reserviert, aber erst ab dem 18. November. Aufgrund der guten Windvorhersage sind wir eine Woche früher von Lagos zu den Kanaren gestartet und die problemlose Passage hat unsere Entscheidung bestätigt. Uns wurde ein Liegeplatz am Ende des Pontoons J zugewiesen. J gefällt uns, das ist unser Buchstabe.

Am nächsten Morgen war ich beim Hafenmeister, um den Aufenthalt für den Rest der Woche klar zu machen. Bei einer Windvorhersage von 30 kn mit Böen bis zu 40 kn wollten wir nicht ankern. Das macht keinen Spaß.

Der Hafenmeister meinte, wir könnten gerne bleiben, müssten das Boot aber auf einen anderen Platz verlegen. Unser Platz sei reserviert. Auf meine Frage, wie wir das bei 30 kn Wind machen sollen, hatte der Hafenmeister nur die Antwort, dass er zwei Marineros schicken wird, die uns helfen. Und wir sollen schnell verlegen, denn gegen Mittag würde der Wind wieder stärker werden. Na gut.


Der Wind schien etwas nachzulassen, die Marineros waren vor Ort und das Ablegemanöver klappte hervorragend. Dann folgte die Hauptarbeit. Wenden von Sissi bei inzwischen wieder 25 kn Wind mit ihrem langen Kiel und ohne Bugstrahlruder. Mmmpf. Ich fand einen geeigneten Platz. Dachte ich…

Spuren unseres Rocna

In der Drehbewegung erwischte uns eine Bö. Und wir erwischten gerade noch so einen Katamaran. Der Besitzer nahm es mit Humor.

Ein wenig Gelcoat, etwas Arbeitszeit und 70€ später sah der Kat wieder wie neu aus. Umparken ist nicht nur albern, Umparken ist Mist. Auf dem „reservierten“ Platz liegt bis heute kein anderes Boot. Das nächste Mal werde ich mit dem Hafenmeister streiten, das ist billiger.

Überfahrt zu den Kanaren – Tag 5

Für mich ist der letzte Tag einer mehrtägigen Fahrt irgendwie der schlimmste Tag. Es sind zwar nur noch wenige Meilen zu fahren, die ziehen sich aber scheinbar endlos. So ist es auch heute. Die Fahrt will und will und will kein Ende nehmen, dabei wollen wir doch nur duschen.

Sissi ist ein sicheres Schiff. Ich habe schon darüber geschrieben, dass wir ein ziemlich trockenes Center-Cockpit haben und dass von hinten keine Welle überkommen kann. Trotzdem gehen wir auf Nummer sicher und haben bei den von uns hauptsächlich gesegelten Vorwindkursen das untere Steckschott eingesteckt. Das hat sich auf dem Atlantik schon ziemlich bewährt. Es ist zwar noch keine Welle eingestiegen, dafür kam aber hin und wieder ein ordentlicher Schwapp Wasser von der Seite ins Cockpit, wenn eine Welle mal wieder diagonal lief.

Unteres Steckschott, man kann bequem darüber steigen

Morgens um vier Uhr machen Jens und ich wie immer die Übergabe, dann lege ich mich in meine Koje. Der bläst weiterhin mit sechs bis sieben Beaufort, wir machen Meile um Meile auf Lanzarote gut. Langsam schaukelt mich die Fahrt in den Schlaf, ich dämmere weg.

BAMMM!!! Ein Riesenknall reißt mich aus dem Schlaf. Es kommt mir vor, als wäre die Heckwand gegen meinen Kopf geflogen. Wasser läuft durch das Kojenfenster die Wand herunter. Mist, ich muss sofort raus und nach Jens sehen. Ich springe aus der Koje, doch im Salon kommt mir Jens schon entgegen. Triefnass.

Eine Welle hat sich an unserem Heck gebrochen und komplett ins Cockpit ergossen. Das Steckschott hat Schlimmeres verhindert, doch ein Teil der Welle ist auf dem Salonfußboden, dem Navigationstisch und sonstwo gelandet.

Kojenfenster mit Vorhang

Nichts ist passiert. Alles ist noch da. Es wurde nichts von unserem Achterschiff abgeräumt. Und das Kojenfenster ist nicht undicht. Als ich genauer hinschaute, fand ich den Vorhang eingeklemmt im Fensterrahmen. So konnte das Fenster nicht richtig schließen. Zuletzt war es geöffnet, als wir in Stavoren die Windfahne angeschraubt haben. Danach habe ich es nicht mehr angerührt. Kaum zu glauben.

Den größten Teil von Sissi haben wir inzwischen entsalzen, der Teppichboden und die Sitzpolster wollen in der Marina mit Süßwasser gespült und dann ordentlich getrocknet werden. Wir werden in Zukunft auf solchen Kursen bei solchen Windstärken beide Steckschotts einstecken, auch wenn das Ein- und Aussteigen dann unbequem wird. Glück gehabt.

Die Batterien nach fünf Tagen

Der starke Wind hat die Batterien wieder ordentlich voll gemacht. Zwischenzeitlich waren sie auf 58% herunter, weil bei bedecktem Himmel die Sonne nicht geladen hat und bei schwachem Wind der Wind nicht geladen hat. So habe ich mir das vorgestellt.

Am Mittag nach dem Aufwachen kann ich zu meiner Freude Land sehen, Jens hatte die Freude schon ein paar Stunden vor mir bei Sonnenaufgang. Lanzarote, wir sind jetzt da. Wir haben Handyempfang, die spanische SIM-Karte für das Internet ist in wenigen Minuten reaktiviert. Jippieh! Wir sind wieder im Geschäft.

Land – äh – Lanzarote in Sicht

Kurz vor der Marina werden wir noch einmal richtig hergebrannt. Eine Schnellfähre zieht mit 33 kn Speed an uns vorbei. Da können wir natürlich mit unseren 6 kn nicht gegen anstinken. Der Kerl verbraucht in einer Sekunde mehr Diesel, als wir in den letzten fünf Tagen verbrannt haben. Die erwartete Motorlaufzeit für die Gesamtstrecke liegt bei einer knappen Stunde. Eine halbe Stunde in Lagos rausfahren und eine halbe Stunde auf Lanzarote reinfahren in die Marina. Das war es. Macht einen Dieselverbrauch von ca. 3 Litern für 600 nm.

Schnellfähre

Der Watermaker ist inzwischen wieder entlüftet und füllt uns ein letztes Mal unterwegs den Wassertank auf. Alles ist wie immer. Alles ist gut.

Aktuelle Position (um 14:30 Uhr): 28°51’N 13°40’W
Fünftes Etmal: 131 nm
Reststrecke: 12 nm bis zur Marina