Gegen Mittag sind wir in Oeiras gestartet, haben einen einigermaßen kitschigen Sonnenuntergang und den Klassiker „Reste von gestern“ genossen und fahren in Richtung Sines.
Zum Klassiker muss ich aber noch ein paar Worte schreiben. Jens ist bekanntermaßen unheilbar lasagnesüchtig. Ich kann manchmal ein wenig Abwechslung auf dem Teller gebrauchen. Deswegen überlege ich mir, wie ich andere Gerichte in Form einer Lasagne servieren kann. Hilft allerdings nicht viel.
Ich habe ein Blumenkohl-Kartoffelgratin zwischen Lasagne-Nudelplatten gepackt. Es war sehr lecker. Jens meinte hinterher, es würde wie Kleister im Magen liegen. Er hat halt zugeschlagen, als würde er eine echte Lasagne essen.
So viel zu den Resten von gestern. Wir sind bei schwachem Wind aus dem Hafen motort, konnten nach einer halben Stunde die Segel setzen und zwei Stunden später in Richtung unseres Ziels wenden. Hält sich der Wind an die Vorhersage, kommen wir morgen kurz nach Sonnenaufgang in Sines an. Es gibt dort leider keine Straßenbahn.
Während meiner Wache geschieht zunächst nicht viel. Der Wind nimmt ein wenig zu, wir werden schneller. Das ist in etwa so, wie es vorhergesagt war. Noch passt unser Plan zum Wetter. Mal sehen, wie viele Motorstunden am Ende noch dazu kommen. Die Windfahne hält uns sauber auf Kurs, auf unserem Track sieht man schön, wie das Cabo Espichel den Wind gedreht und damit unsere Kurslinie geändert hat. Leider ändert sie sich gerade zurück und wird damit ungünstiger.
Irgendwann sehe ich einen Frachter auf dem AIS, der uns schon eine Weile aufs Korn nimmt. Irgendwie will der Kapitän genau da hin, wo wir auch hinfahren. Aber das passt schon. Letztendlich fährt der Frachter 250 Meter vor uns durch. Keine Probleme.
Insgesamt wieder eine angenehme, ruhige Überfahrt, obwohl wir einen Kurs hoch am Wind fahren. Das ist die Art von Kursen, die normalerweise reichlich anstrengend sind. Doch noch hält sich die Welle in Grenzen. Wir gleiten durch das dunkle Wasser.
Ich staune, wie weit draußen hier das Internet noch funktioniert. Das sind schon einige Meilen von Sissi bis zum nächsten Funkmast. Das beeindruckt mich – deswegen blogge ich auch live von der Überfahrt. Unsere Position ist derzeit 38°16’N 9°07’W. Es ist Mitternacht.
UPDATE:
Es ist jetzt gut 12 Stunden später. Mir fällt auf, dass ich gestern Nacht vergessen habe, den Screenshot vom Navigationscomputer in diesen Beitrag zu packen. So schön die Segelei in der Nacht ist, manchmal bin ich um die Zeit ein wenig unaufmerksam.
Ich finde, man sieht auf dem Bild sehr schön, wie der Wind am Kap umgelenkt wird und wie dadurch unser Kurs beeinflusst wird. In Vor-Windfahne-Zeiten haben wir in diesen Situationen immer am Autopiloten nachgeregelt bzw. an den Segeln gezupft. Jetzt machen wir gar nichts mehr – ein echter Komfortgewinn.
Wir haben letztendlich um 9:57 Uhr die erste Leine mit dem Steg verbunden. Die GNR war um 10:13 Uhr da und hat Formulare ausgefüllt. Dann war ich von 10:28 Uhr bis 10:57 Uhr beim Hafenmeister, es wurden dieselben Daten in andere Formulare geschrieben. Anschließend habe ich noch einen Blick in die Duschen geworfen – ein wahrer Tempel. Die besten Duschen seit Belfast. Und das für nur 16,31€ pro Nacht. Wenn jetzt der Ort noch schön ist, könnte ich schwach werden. Doch die Windvorhersage für morgen ist ziemlich gut. Mal sehen, wie sich der Aufenthalt hier entwickelt.
Moin ihr Beiden,
ist immer wieder nett, die Blog-Beiträge zu lesen! Hoffe, ihr habt noch etwas „Frankfurter Apfelspezialität“ an Bord. Gibt’s eigentlich die Möglichkeit, Euch quasi „gut getimed“ mal ein kleines Päckchen auf den Weg zu schicken?
viele Grüsse,
Stefan
Die Vorräte an flüssiger Apfelspezialität werden leider immer geringer, aber das mit dem Päckchen ist machbar. Da würden wir uns sehr freuen…