Es ist Tag 2 unserer Reise. Wir rechnen unsere Tage immer von Mittag bis Mittag Bordzeit, wenn wir unser Etmal bestimmen. Regelmäßige Leser des Blogs wissen schon, dass es sich hierbei um die von Mittag bis Mittag zurückgelegte Strecke handelt. Ich lese das Etmal also am Bordcomputer ab und trage es ins Logbuch ein. Der Wind ist nahezu perfekt. Wir segeln den härtest möglichen Kurs am Wind, das ist gleichzeitig der härteste Kurs für Sissi und ihre Crew. Da der Wind nur drei bis vier Windstärken hat und sich die Welle in Grenzen hält, fahren wir viel komfortabler, als es auf dem Rückweg von Kuba nach Aruba war. Die Luken sind wasserdicht, die haben wir prima repariert. Unsere Batterien platzen vor Strom, der Wassertank ist so voll, dass wir den überschüssigen Strom nicht einmal im Watermaker verheizen können. Die Zubereitung des vakumierten Gemüses ist wirklich einfach, wir sind sehr glücklich mit dieser Strategie. Doch wir sind nicht glücklich.
Erst versuchen wir den ganzen Nachmittag, Barbara wieder auf die Beine zu bekommen. Seekrankheit ist böse. Es ist ja nicht nur so, dass man sich lediglich übel fühlt. Die Nahrungsaufnahme ist ein Problem, die Aufnahme von Flüssigkeit noch mehr. Immer wieder erinnern wir sie daran, dass sie trinken muss. Leider ist es weiterhin so, dass der Eimer ein ständiger Begleiter von Barbara ist. Das einzige verfügbare Mittel gegen Reisekrankheit sind Tabletten, die sich im Magen auflösen. Leider bleiben sie nicht lange genug im Magen drin. Ich fange an, mich mit den Anlaufhäfen in der Dominikanischen Republik und in Puerto Rico zu beschäftigen. Dementsprechend schicke ich auch eine Anfrage an Stefan von der Roede Orm, der uns in Wetterfragen und auch sonst unterstützt.
Jens meldet sich vom Abendessen ab. Ihm geht es ebenfalls nicht richtig gut. Damit hat er für seine Verhältnisse 24 Stunden Verspätung. Normalerweise ist er am ersten Tag krank und dann nie wieder. Mit zwei Kranken an Bord fühle ich mich nicht mehr so richtig wohl. Wir fahren in die Nacht. Den tollen Sternenhimmel kann ich nicht richtig genießen, ich mache mir Sorgen.
Als ich die Mails um Mitternacht abrufe, kommt eine Antwort von Stefan mit der Frage, warum wir nicht nach Aruba zurück fahren. Er hat ja recht. Aruba ist der nächstgelegene Hafen, auch wenn wir dafür knapp 200 Meilen zurück fahren müssen. Die Tatsache sticht mir in den Bauch wie ein Messer. Der Gedanke ist valide und im Prinzip der einzig richtige Gedanke. Ich sitze unter dem Sternenhimmel und denke daran, wie klebrig Aruba wirklich ist. Ich hoffe, dass ich Barbara morgen früh munter im Cockpit sitzen sehe und dass ihre Krankheit ausgestanden ist.
Morgens um 10:30 Uhr werde ich wach. Barbara liegt in ihrem Bett. Jens geht es gut, er hat seine Wache überlebt. Wir besprechen die Situation. Wenn es bis zum Abend nicht besser wird, kehren wir um. Auf dem Rückweg nach Aruba wird sich die Seekrankheit wahrscheinlich in wenigen Stunden legen, weil wir dann nicht mehr am Wind, sondern viel komfortabler vor dem Wind fahren. Außerdem spielt uns die Strömung in die Hände, wir werden zurück wesentlich schneller unterwegs sein. Ich will das nicht. Natürlich freue ich mich darauf, Soraida wieder zu sehen. Sich dann aber innerhalb weniger Tag wieder verabschieden zu müssen, wird eine harte Nummer werden. Also hoffen wir, dass wir Barbara im Laufe des Nachmittags wieder fit bekommen können.
2. Etmal: 85,9 nm
Mit großem Interesse verfolge ich Deine Berichte aus den südlichen Gefilden.
Meine Familie, mein Mann und unsere 3 Kinder waren jeden Sommer segeln, allerdings nicht in der Karibik, sondern zwischen den griechischen Inseln. Der Melteme blies manchmal auch ganz hübsch. Vor jedem Sommer und unseren Törns habe ich – weil ich auch einmal sooo seekrank war, dass ich sterben wollte – immer ein Präparat namens „STUTGERON FORTE“ eingenommen, es hilft unglaublich und Ihr müßt schauen, ob Ihr ein amerikanische Äquivalent zu dem deutschen Produkt bekommt, es ist von der Janssen GmbH, 41470 Neuss.
Seid Ihr bei „vesselfinder“ angemeldet? Freu mich über eine Nachricht, alles Gute für die Seekranken…. Und Mast und Schotbruch! – Kathrin aus München, Freundin von Jutta und Charly…
Wir werden die hiesigen Apotheken noch besuchen und unsere Bordapotheke ergänzen. Über Vesselfinder kann man uns finden. Auf unserer Stalking Seite ist unsere Position auch auf dem Ozean zu sehen.