Wir sind Schlemmermäuler. Wir lieben gutes Essen. Und wir wollen immer gerne das Essen kennenlernen, das die Menschen vor Ort essen. Also wollten wir in Mindelo nicht irgendeine Pizzeria aufsuchen, sondern ein Restaurant, in das die Einheimischen gehen.
Gourmetrestaurant – nur echt mit Hunden vor der Tür
Als wir unseren ersten Spaziergang an Heiligabend durch Mindelo gemacht haben, ist uns dieses Restaurant erstmals aufgefallen. Es war brechend voll und es roch lecker aus der Tür. Also haben wir unser Heiligabend-Essen in diesem Gourmet-Tempel genossen. Leider waren wir kurz vor Ladenschluss dort und es gab nur noch eine Speise. Die bestand aus Hühnerschenkeln, Reis und Pommes und war total lecker.
Wir haben das Restaurant noch ein zweites Mal gegen Mittag besucht. Da war wesentlich mehr los als kurz vor Ladenschluss. Ständig kamen Leute rein, haben ihre eigenen Tupperdosen mitgebracht und Essen für die ganze Familie abgeholt. Wir bekamen toll marinierte Schweineschnitzel mit Gemüse und Reis. Jede Speise kostet nur 3€.
Im Gourmet-Tempel
Wir können diesen Laden nur weiterempfehlen. Im Gegensatz zu dem Restaurant, in welchem wir gemeinsam mit der Salty das Weihnachtsessen genossen haben, wird man hier schnell bedient. Außerdem gehen dort fast nur Einheimische hin. Passenderweise sind auf dem obigen Foto noch zwei andere Jachties zu sehen, die scheinbar ähnliche Essgewohnheiten wie wir haben.
Wir werden verfolgt. Das wissen wir ja schon. Wir verfolgen auch andere Boote. Virtuell, im Internet – falls wir Internet haben. Zwei unserer Verfolger sind Lena und Martin von der SY Fairytale. Es hat Martin nicht gefallen, dass wir nur über Marinetraffic tracken und derwegen unsichtbar sind, wenn wir weit draußen auf dem Meer fahren. Deswegen hat er uns ein Tracking gebaut, das wir auch über unser Satellitentelefon nutzen können. Das ist natürlich schon auf der Stalking-Seite integriert, ich möchte an dieser Stelle deswegen nur auf das Update hinweisen.
Ab sofort, also wenn wir hier in Mindelo abfahren, könnt ihr alle das neue Tracking betrachten und Sissi auf ihrem Weg über den Atlantik begleiten.
Unsere Reparaturen schreiten voran. Der Parasailor ist von Salzwasser befreit und wieder verpackt. Er hat einen kleinen Riss bekommen bei der Aktion, diesen haben wir mit Segelklebeband geflickt. Auch ein neues Spifall konnten wir kaufen, hier auf den Kapverden lassen sie sich die Seile mit Gold aufwiegen. Es ist aber der einzige Händler weit und breit, deswegen können wir das Seil dort kaufen oder es lassen. Wir kaufen lieber.
Das Wetter sieht so aus, als könnten wir an Silvester starten, möglicherweise schon einen Tag früher. Das sehen wir in den nächsten Tagen, wenn sich die Vorhersage stabilisiert. Noch ist es zu früh, eine Aussage zu treffen.
Rummelplatz mit Hüpfburg
Gestern, am 25.12., war hier auf den Kapverden ein Feiertag. Und wenn hier ein Feiertag ist, dann wird auch gefeiert. Alle Geschäfte hatten zu, das kennen wir so aus Spanien und Portugal gar nicht mehr. Auch die meisten Restaurants waren geschlossen. Ich machte mich trotzdem auf den Weg, um für uns und die Crew der SY Salty, die wir schon mehrfach getroffen haben, einen Tisch zu reservieren. Auf der Suche nach einem Restaurant ist mir laute Musik aufgefallen, die sogar bis in die Marina schallte. Die Quelle der Musik war schnell gefunden. Für die Kinder hatte man einen Rummelplatz aufgebaut. Dazu gehörte neben der Hüpfburg noch ein Autoscooter. Die Schlange am Einlass war lang.
Autoscooter – CO2-frei
Alle Kinder hatten einen Riesenspaß! Es muss nicht immer knattern und stinken, manchmal reichen auch flotte Musik und Muskelkraft.
Am Abend sind wir dann in das einzige geöffnete Restaurant gegangen, das ich gefunden habe. Wir wurden sofort an unseren Tisch gebracht und bekamen die Speisekarte ausgehändigt. Dann passierte erst einmal eine Stunde gar nichts. Nach einer Stunde kam der Kellner und hat die Bestellungen aufgenommen. Dann passierte wieder eine Stunde gar nichts. Dann kam unser Essen. Eine halbe Stunde später kamen die bestellten Getränke. Wir konnten endlich auf Weihnachten und die Überfahrt anstoßen. Eine Stunde nach Ende der Mahlzeit kam dann der Kellner wieder und räumte den Tisch ab, wir haben dann zur Rechnung noch ein zweites Getränk bestellt. Das kam dann auch schnell – gemeinsam mit der Rechnung nach nur einer halben Stunde. Zum Glück hatten wir genug Bargeld dabei, sonst hätten wir noch eine oder zwei Stunden auf den Kerl mit dem Kreditkartenlesegerät warten müssen. Es war trotzdem ein schöner Abend. Warnung: Wenn du ins Restaurant Nautilus gehen möchtest, solltest du nicht zu hungrig sein und musst viel Zeit mitbringen. Das Essen hat allerdings sehr gut geschmeckt.
Jens holt einen Schraubendreher aus dem Werkzeugkasten und beginnt, den „Defekt des Tages“ zu reparieren. Vom Deckel der Bratpfanne hat sich die Schraube abvibriert, die den Griff mit dem Deckel verbindet. Eine Kleinigkeit, aber doch lebensnotwendig für Jens. Schließlich möchte unser Pastafari, dass das letzte schöne Stück Rindfleisch durch den Wolf läuft und in einer Lasagne endet. Meinen Vorschlag, auch diese Schraube mit Schraubenkleber zu sichern, hat er abgetan. Nicht dass davon noch was in die Pastasauce tropft. Bis es so weit ist, haben wir noch einiges zu tun. Wir machen 100 Liter Wasser, fahren den Staubsauger durch den Salon und wienern das Cockpit. Es soll schließlich alles schön sein für den morgigen Landfall.
Die Nähe des Landes zeigt sich auch dadurch, dass das Funkgerät sporadisch wieder anfängt, unverständliches Knarzen von sich zu geben. Noch sind wir theoretisch außer Reichweite, aber das AIS zeigt, dass es auch heute wieder zu Überreichweiten kommt. Wir sehen Schiffe, die über 100 Meilen von uns entfernt sind. Ein paar Delphine schwimmen kurzzeitig neben Sissi, verbergen sich aber gekonnt vor den Kameraobjektiven. Lediglich Jakob hat das Glück, ein paar Sekunden Video eines getauchten Dephins aufnehmen zu können. Fliegende Fische sind zum Glück keine mehr auf unserem Deck gelandet.
Leider hält sich der Wind einigermaßen an die Vorhersage. In den Nachmittagsstunden wird er schwächer und schwächer. Die Genua beginnt wieder zu schlagen, wenn Sissi in den Wellen torkelt. Wir fahren nur noch mit zwei bis drei Knoten. Da wir es sowieso nicht mehr am Nachmittag bis Mindelo schaffen können, ist uns das aber ziemlich egal. Nach dem Pastagenuss rollen wir die Genua ein, starten den Motor und fahren mit Krach und Gestank die letzten 60 Meilen. An Segeln ist inzwischen nicht mehr zu denken, der Windmesser zeigt nur noch drei bis vier Knoten Wind. Nach dem Motorstart bildet sich eine Diesel-Abgaswolke über dem Cockpit. Der letzte Windrest pustet unsere eigenen Abgase mit Bootsgeschwindigkeit vor sich her. Segeln ist so viel schöner.
Unsere Wacheinteilung bleibt, ich habe die erste Wache. Der Sternenhimmel ist immer noch so traumhaft schön. Nach den letzten ruhigen Nächten mit vielen Sternen macht es mir aber heute gar keinen richtigen Spaß mehr, im Cockpit den Kopf in den Nacken zu legen. Das Grollen aus dem Untergrund ist zu penetrant, zu nervig. Dennoch ist es schön zu wissen, dass wir am heiligen Vormittag unsere Füße wieder an Land setzen können. Ein fliegender Fisch landet neben mir im Cockpit. Ich hole ein Kehrblech und befördere das zappelnde Viech wieder ins Wasser. Dann wecke ich Jakob und lege mich ins Bett.
Als ich am Morgen aufwache, sind wir nur noch wenige Meilen weg von Mindelo. Der Morgen graut und langsam können Jens und ich die Schemen der Berge erkennen.
Kurz vor Mindelo, kurz vor dem Sonnenaufgang
Es ist bald geschafft. In einer Stunde spätestens werden wir am Steg liegen. Im Hafen herrscht schon mächtiger Verkehr, eine Fähre und viele Fischerboote fahren umher, wir müssen uns mit Sissi irgendwie da durchmogeln.
Die Sonne geht gleich auf über Mindelo
Nach einem übermüdeten Anlegemanöver liegt Sissi nun wieder fest am Steg vertäut. Ich spaziere mit Björn von der SY Salty zur Immigration, wir holen uns Stempel in den Pässen ab und zahlen pro Schiff eine Gebühr von 25€. Lokales Geld konnte ich leider noch nicht ziehen, der eine Geldautomat war defekt und der andere akzeptiert nur Visa und keine MasterCard.
Weihnachtsmann vor dem Büro der Immigration
Am achten Reisetag zurückgelegte Strecke: 89 nm Wir haben um 8:30 Uhr in der Marina Mindelo festgemacht. Position um 12 Uhr: Marina Mindelo Noch 1999 Seemeilen bis nach Barbados. Die gesamte zurückgelegte Strecke sind 916 Meilen.