Seit meinem letzten Blog sind einige Tage vergangen, Tage mit viel Eselzeit. Ich fahre fast jeden Tag ins Donkey Sanctuary, um den kleinen Chamito zu sehen. Bei meiner heutigen Ankunft steht ein großer Lastwagen mit einem Container Heu auf dem Parkplatz. Das ist gut, denn viel Heu liegt nicht mehr in der Scheune. Ich spaziere gemütlich zum Besucherzentrum und erfahre sogleich von Anneke, dass Desiree auf dem Weg zum Donkey Sanctuary ist. Sie wird eine Getränkelieferung vorbeibringen.
Nach einem kurzen Besuch bei Chamito setze ich mich im Besucherzentrum auf den Barhocker, von dem aus ich den Parkplatz beobachten kann. Es dauert gar nicht lange, bis ich Desirees Wagen sehe. Ich packe meine Sachen, verschwinde durch den Hintereingang und schaffe es hinter den Büschen ungesehen bis zur Scheune. Genauso wenig wie sie mich sehen möchte, möchte ich sie sehen oder ihre jammerig-nörgelnde Stimme hören wollen. Statt dessen beobachte ich, wie die LKW-Fahrer den Container abladen. Bisher habe ich das noch nicht gesehen, es ist jedoch vollkommen unspektakulär.
Es dauert keine fünf Minuten, bis der Container neben dem LKW steht und die beiden hart arbeitenden Menschen eine Pause brauchen. Auf der anderen Seite der Scheune habe ich das Besucherzentrum im Blick. Ich kann beobachten, wie Desirees Wagen abgeladen wird. Ihre Stimme ist laut genug, ich kann sie gut hören. Es ist nicht immer alles perfekt. Sie steigt in ihr Auto ein und steigt gleich wieder aus, ich muss also noch länger warten.
Warten. Ich warte auf den Dezember. Ich freue mich darauf, dann Aruba hoffentlich endgültig verlassen zu können. Bis dahin freue ich mich an dem, war ich hier habe. Ich kann mich mit Fug und Recht als glücklichen Menschen bezeichnen. Die Insel klebt nicht nur, sie färbt auch ab. “One Happy Island”
Egal ob es das Tierheim oder das Donkey Sanctuary handelt, es macht immer Spaß und ich habe das Gefühl, dass der Einsatz für eine gute Sache ist. Ich freue mich über die Menschen, die ich hier in den vergangenen eineinhalb Jahren kennengelernt habe. Die meisten hier sind entspannt und zufrieden. Ich freue mich über die entspannte Covid-19 Lage, das Thema spielt hier kaum noch eine Rolle. Lediglich die Maskenpflicht in den Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln ist noch sichtbar geblieben.
Am Samstagabend gehen wir als Gruppe von mehr als zehn Deutschen gemeinsam Essen. Michael hat sein Boot in Aruba verkauft und wird am Folgetag wieder nach Deutschland zurückfliegen. Meine Gefriertruhe war ursprünglich auf Michaels Boot. Er hat sie separat verkauft. Für mich bedeutet sie den puren Luxus.
Da gibt es schon sehr unterschiedliche Typen von Seglern. Manche lieben ihren Komfort und möchten nichts missen. Mit Waschmaschine, Klimaanlage, Generator, Eiswürfelmaschine und einem Kaffee-Vollautomaten ist das Leben süß. Leider neigen Geräte dazu, gelegentlich kaputt zu gehen. Dann muss man auf Ersatz warten und das Leben ist nicht mehr süß. Sie haben so viel und sind dennoch unglücklich, denn sie sind nicht dort, wo sie eigentlich gerne wären. Sie warten für ihren Luxus. Wäre es nicht der größte Luxus, das Warten zu beenden und mit einem nicht ganz perfekten Boot abzufahren?
Nach dem Abendessen gönne ich mir noch etwas Musik im Jazz Cafe. Die Band ist nicht schlecht. Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal Zugang zur Jazz Musik finden würde.
Wer freiwillig wartet ist glücklicher. Meine neuen Nachbarn kommen freudig jedes Wochenende mit ins Donkey Sanctuary. Wie soll ich ihnen sagen, dass das am kommenden Sonntag ausfallen wird? Das Tierheim macht einen Betriebsausflug. Auch dorthin kommen Maila und Samuel immer gerne mit. Ich frage am Donnerstag mal, ob auf der Jolly Pirates noch Platz für unsere neuen Volunteers ist.
Bei manchen Menschen habe ich den Eindruck, dass sie unglücklich sein wollen. Wenn sie nicht unglücklich sind, sind sie nicht glücklich. Ein Widerspruch? Desiree weiß, dass ich gerne ins Donkey Sanctuary gehe, wenn sie nicht da ist. Sie mag meine Anwesenheit dort nicht, schaut aber regelmäßig auf die Videokameras und muss mich dann sehen. Das macht sie unglücklich. Warum tut sie es denn? Ich persönlich finde das Versteck spielen albern. Endlich bewegt sich ihr Wagen vom Besucherzentrum weg, ich kann wieder zurück.
Der neueste Zugang im Donkey Sanctuary ist Sir Lancelot. Gestern ist er praktisch von alleine hinein gelaufen, er musste lediglich im Garten des Nachbarn abgeholt werden. Nun wartet er separat von den anderen auf seine Kastration. Es würde mich nicht wundern, wenn ihm irgendwann in den nächsten Tagen ein Ausbruch gelingt. Unter den vielen Eseldamen sind immer ein paar, die heiß sind. Der einige richtige Mann unter so vielen Frauen könnte sich perfekt vergnügen. Leider hinkt er ein wenig.
Derweil stehen draußen die Mädels Diva und Gipsy. Sie sind neugierig, um was für einen Neuzugang es sich hier handelt. Begleitet werden sie von Cinnamon, der immer an Diva klebt. Er wurde schon vor einigen Monaten kastriert. Was alle drei nicht kapieren ist, dass Tim ihnen keine Karotte geben wird. Sie sind für den bildhübschen Sir Lancelot vorgesehen. Auch andere Esel kommen von Zeit zu Zeit vorbei, alle wollen den Neuen kennenlernen.
Es klingt bescheuert, aber von Zeit zu Zeit habe ich Lust auf Dosenravioli. Lange Zeit glaubten Jens und ich, dass es keine Dosenravioli in Aruba zu kaufen gibt. Es gibt nicht die europäischen Marken zu kaufen, wie wir kennen. Geschmacklich sind die Ravioli aus den USA kaum von unseren zu unterscheiden. Die aus Frankreich schmeckten wesentlich besser. Doch die amerikanische Konservendose hat etwas, das ich auf einer europäischen Dose noch nie gesehen habe. Eine Bedienungsanleitung, wie man die Dose öffnen muss. Wow! Ich habe darüber noch nie nachgedacht, immer nur die Dosen aufgemacht.
So schreibe ich diese Zeilen nach dem fragwürdigen Genuss aus der Dose. Ganz den bekannten Camping-Geschmack (oben kalt, unten angebrannt) hatte der Inhalt nicht. Statt die Dose direkt auf dem Herd zu erhitzen, landete der Inhalt in einem Topf. Ansonsten war der Geschmack okay.
Die gute Nachricht des Tages: Chamito hat heute zum ersten Mal eine Flasche mit Ziegenmilch leer getrunken!!! Also können wir ihn nun auch füttern, wenn seine Mutter keine oder nicht genug Milch für ihn hat.