Herzzerreißend

Inzwischen bin ich zweimal in der Woche bei den Katzen. Einerseits ist das wunderschön, es macht viel Spaß und eine Abwechslung gegenüber dem öden Bordalltag. Andererseits zerreißt es mir das Herz und ich frage mich, wie lange ich das wohl durchhalten werde.

Neuzugang, eine Hand voll Kätzchen

Am Ende eines Vormittags im Animal Shelter kommt eine Frau mit einem geschlossenen Karton herein. Der Karton ist mit einem Wurf Katzen gefüllt, die jene Frau in ihrem Garten gefunden hat. Man bedankt sich bei der Frau, sie ist froh eine gute Tat vollbracht zu haben. Der Karton wandert anschließend quasi ungeöffnet ins sogenannte CCC, am folgenden Tag dann zur staatlichen Einrichtung, die überzählige Tiere tötet. Es ist mir schon klar, dass man nicht alle Tiere retten kann. Es tut aber trotzdem weh.

Sechs Hundewelpen

Ein Wurf mit sechs süßen Hundewelpen erreicht das Animal Shelter. Drei behält man, drei gehen ins CCC. Von den Welpen leben jetzt nur noch drei.

„Mama“ ist frisch shampooniert

Eine Gruppe der Katzen hat eine Pilzinfektion, Dermatophytose. Diese Katzen müssen separat gehalten werden, damit sie die anderen nicht anstecken. Außerdem bekommen sie täglich ihre Behandlung. Entweder wird eine Salbe auf die betroffenen Stellen aufgetragen, oder sie werden mit einem speziellen Shampoo gewaschen. Beide Arten der Behandlung sind bei den Betroffenen sehr beliebt. Es lässt sich aber nicht ändern und es freut mich, dass alle inzwischen viel besser aussehen. Man muss etwas aufpassen und sehr sauber arbeiten, die Hände gut waschen, besser noch desinfizieren, denn die Erkrankung kann sich auch auf den Menschen übertragen.

Auch diese beiden niedlichen Kätzchen haben die Pilze

Jedes Mal, wenn ich mit den Kätzchen fertig bin, überlege ich, wie das Leben an Bord mit einer Katze wäre. Und jedes Mal muss ich mich an meine Vorsätze, an das Gebot der Vernunft erinnern. Mein Nachbar im Hafen hat es mir gerade vor Augen geführt. Pauls Kater kommt mich normalerweise jeden Tag besuchen und dafür bekommt er auch ein paar Leckereien.

Pauls Kater

Inzwischen macht er es sich auf Sissi auch ein wenig bequem und bleibt für ein paar Minuten. Sein Aktionsradius ist groß, ich sehe ihn überall auf dem Steg herumlaufen. Sissi ist sicherlich nicht das einzige Boot, das er besucht. Neben diesem Prachtexemplar von Kater gab es noch eine kleine rote Katze. Die ist vor einer Woche verschwunden. Ich habe sie nie über den Steg laufen gesehen, sie war sehr scheu. Wahrscheinlich hat sie sich erschreckt und ist ins Wasser gefallen. So genau kann man es natürlich nie sagen, vielleicht kommt sie nächste Woche wieder zurück und hat sich nur eine Auszeit genommen. Ich glaube da aber nicht mehr dran.

Katzen sind Meister der Entspannung

Natürlich gibt es auch herzzerreißende, schöne Geschichten. Vor ein paar Tagen kam eine Mutter mit ihrer Tochter ins Tierheim. Die beiden haben zwei Kätzchen adoptiert. Auch das hat mir so unglaublich weh getan, denn der niedliche kleine Jip hat jetzt ein neues Zuhause. Ich müsste mich ja für ihn freuen, aber es schmerzt schon. Es war klar, dass er nicht lange würde warten müssen, denn er ist ein frecher, aufgeweckter Kerl.

Jip kurz vor seiner Adoption

Kaputt machen

Es gibt Kleinigkeiten im Leben, an denen ich meine deutsche Herkunft immer wieder vor Augen geführt bekomme. Die deutsche Tugend der Pünktlichkeit halte ich sehr hoch. Damit bin ich einer unter wenigen in Aruba. Mit Anneke kann ich mich zu einer bestimmten Uhrzeit verabreden. Bei ihr weiß ich sicher, dass sie pünktlich sein wird, meistens ist sie sogar vor der vereinbarten Zeit am Treffpunkt. So stehe ich um acht Uhr morgens vor dem Animal Shelter und bin mal wieder der Erste.

Eine der Katzen, die vor dem Tierheim wohnen

Neben den Katzen, die im Tierheim wohnen, gibt es auch noch ein paar vor der Tür. Eine besonders schöne Dame wartet gemeinsam mit mir auf den Schlüssel zur Eingangstür. Nach und nach kommen die anderen Helfer, irgendwann erscheint auch die Dame mit dem Schlüssel. So weit, so gut. Dann können die Katzen vor der Tür ja ihr Futter und Wasser bekommen.

Elvis

Das ist Elvis. Er ist fünf Jahre alt und hat sein gesamtes Leben im Animal Shelter verbracht. Der wunderschöne Kater ist einigermaßen scheu den Menschen gegenüber. Wahrscheinlich hat ihn deswegen niemand adoptiert.

Holzdecke mit Wasserschaden

An Bord treibe ich meine Sanierung weiter voran. Die Holzdecke im Salon muss herunter. Schön ist sie sowieso nicht mehr. Man sieht deutlich verschiedene Stellen, an denen sie einen heftigen Wasserschaden erlitten hat. Außerdem müssen Stromkabel ersetzt werden, die unter der Decke verlegt sind.

Kaputt machen – erster Teil. Es fängt über der Navigationsecke an.

Schraube um Schraube, Brett um Brett. Nach und nach wandert die Holzdecke ins Cockpit. Nach und nach finde ich die Baustellen der kommenden Wochen. Die meisten davon habe ich erwartet.

Kaputt machen – zweiter Teil. Jetzt sind alle Bretter runter.

Ich habe an einigen Stellen vor vier Jahren bei der Elektrik etwas gepfuscht. Das ist mir dann nach dem Wassereinbruch auf die Füße gefallen. Anstatt die vorhandenen Kabel nur neu anzuschließen hätte ich sie besser gegen verzinnte Kabel getauscht. Dann hätte ich auf der Backbordseite an den Lampen wohl auch mehr als 7V Spannung. Diesmal mache ich es richtig.

Die Holzdecke ist Geschichte

Nur noch die Bretter zum Müllcontainer fahren, dann ist wieder ein wichtiger Schritt vollbracht. Meine Bauarbeiten gehen langsam voran aber sie gehen voran. Ich habe einige Arbeiten an Deck zu erledigen, die ich morgens vor 9 Uhr durchführen muss – danach brennt die Sonne zu heiß. Die Arbeiten unter Deck kann ich zu jeder Tageszeit erledigen, ins Schwitzen komme ich immer.

Drei neue Esel im Donkey Sanctuary

Im Donkey Sanctuary sind drei neue Esel eingetroffen. Sie sind sehr schön, nicht zu dick und noch etwas menschenscheu. Meine Karotten mögen sie. Wenn sie kastriert sind, können sie zu den anderen Eseln in die große Gruppe.

Außerdem ist Kerstin diese Woche im Donkey Sanctuary eingetroffen. Das ist für mich insofern von Bedeutung als dass Kerstin sehr nett ist, sie war im vergangenen Jahr schon einmal hier. Weil sie so freundlich ist, hat sie für mich einige Dinge in den Koffer gelegt, die ich in Aruba nicht kaufen kann. Nein, keinen Apfelwein, der wäre viel zu schwer gewesen. Ich habe nun ein neues Telefon.

Fast geplatzt

Das alte Telefon hat sich beinahe seiner Rückseite entledigt und ist auf doppelte Dicke angewachsen. Ich bin froh, dass mir der Akku beim Laden nicht abgebrannt ist. So sitze ich im unwirtlichen Salon und übertrage die Daten vom alten auf das neue Gerät als es draußen heftig zu regnen beginnt. Der Hurrikan Elsa ist weitergezogen, wir haben wieder Wind und die typischen Starkregenereignisse. Es tropft auf den Salontisch. Es tropft an einer Stelle, an der ich es zuletzt erwartet hätte.

Undichte Stelle

Ich glaube, der Vorbesitzer hat sich da schon einmal daran versucht. Leider kommt hier Wasser durch und das schon bei einem handelsüblichen arubanischen Starkregen. Eine Baustelle, die ich nicht erwartet habe. Natürlich wieder an einer ausgesprochen gut zugänglichen Stelle.

So sieht es von oben aus. Das Wasser kommt nicht durch dieses Loch ins Boot, die undichte Stelle befindet sich ziemlich genau unter der Spitze des grünen Pfeils. Im Inneren des Sockels für den Lüfter.

Einen Tag später meldet sich mein rechter Ellenbogen. Der bringt mir in Erinnerung, dass mir das ständige Benutzen der Computermaus vor Jahren einen Golferellenbogen beschert hat. Ach wie ist das fein, selbst das Heben der vollen Kaffeetasse verursacht mir Schmerzen. Jetzt muss ich den auch noch ruhig halten.

Kühler Äppler

Ende Mai bat mich meine Schwester um Soraidas Adresse. Sie wollte mir ein Paket schicken. Es war noch im Monat Mai, als mich von Christine eine Nachricht erreichte. Das Paket sei in Aruba angekommen. Sie hat es im Tracking gesehen. Anschließend passierte gar nichts.

Post aus Deutschland

Vergangenes Wochenende dann spricht mich Soraida an. Sie hat eine Benachrichtigung bekommen, dass ein Paket abzuholen ist. Es liegt im Postamt in Oranjestad, wo ich schon einige kurzweilige Stunden im Wartebereich verbracht habe. Die Post hat nur von Montag bis Freitag geöffnet, also muss ich mich noch ein paar Tage gedulden. Das mache ich doch gerne, schließlich kenne ich den Inhalt des Pakets.

Ferienkätzchen

Ich kann nicht gleich am Montagmorgen zur Post gehen, habe ich doch eine Verabredung mit drei Dutzend spitzohrigen Tieren. Die Katzen und Kätzchen gehen vor. Zuerst gehe ich meinen Aufgaben im Tierheim nach. Nach Füttern und Reinigen kommt normalerweise noch das Streicheln und Schmusen. Das lasse ich diesmal weg, ich will vor der Mittagspause im Postamt sein. Beim nächsten Mal werde ich die süßen Kätzchen wieder ausgiebig streicheln. Der kleine Kerl auf dem Foto ist eigentlich von einer Touristenfamilie adoptiert worden. Angeblich wollten sie ihn mit nach Hause nehmen. Statt dessen haben sie ihn und seinen Bruder am Ende ihres Urlaubs wieder abgegeben. Ich versuche gar nicht, das zu verstehen.

24 Dosen Apfelwein

Mit dem Abholschein in der Hand betrete ich das Postamt. Hier liegt die Betonung definitiv auf dem Wort „Amt“. Vom Sicherheitsmann am Eingang werde ich zum ersten Schalter geschickt. Dort wird meine Identität und die Berechtigung, das Paket abzuholen, akribisch geprüft. Mein Ausweis wird kopiert, Soraidas Führerschein ebenfalls. Den musste ich nämlich auch mitnehmen. Anschließend darf ich zum nächsten Schalter aufrücken. Dort muss ich die Gebühren und den Zoll für das Paket bezahlen. Dann geht es für mich weiter in die Schlange vor dem Schalter drei, an dem ich das Paket schlussendlich in Empfang nehmen darf. Ich verlasse das Postamt fröhlich.

Kühler Apfelwein

Jetzt heißt es wieder warten. Mein Kühlschrank funktioniert gut, er ist aber nicht sehr schnell. Ich lege eine der 24 Dosen direkt unter das Kühlaggregat. Diesmal fällt mir das Warten sehr, sehr leicht, denn aus dem Gedanken an ein Paket Apfelwein wurde echter Apfelwein. Diesen Geschmack gibt es auf Aruba sonst nicht.

Die Abendsonne wirft lange Schattten

Als die Abendsonne beginnt, immer längere Schatten zu werfen, beschließe ich, dass der Apfelwein nun auf Trinktemperatur ist. Unter leisem Zischen öffnet sich die Dose. Das Gerippte bekommt endlich wieder einmal eine standesgemäße Füllung. Andächtig genieße ich den Moment, ich mache eine Aufnahme des goldenen Trankes in der Sonne.

Das zischt wie Apfelwein

Wie unglaublich gut das schmeckt. Der hiesige sogenannte Cider ist im Prinzip Zuckerwasser mit Apfelaroma. Aus dem Apfelwein schmecke ich fast die einzelnen Äpfel heraus. Wenn ich die Augen schließe, kann ich den Main durch Frankfurt fließen sehen. Der Lärm der nebenan startenden Flugzeuge wäre auch in Frankfurt ortstypisch. Viel zu schnell ist die Dose geleert. Auf jeden Fall werde ich mir Dosen für meinen Geburtstag aufheben.

Leer…

Ein fantastisches Sommergetränk. Ich werde beim nächsten Besuch im Superfood noch Sprudelwasser mitbringen. Bei 34°C Außentemperatur kann man auch mal einen Gespritzten probieren. Danke, Christine!!!