Der Fußball rollt – EM in Aruba

Auch in Aruba spricht man über die Fußball EM. Aruba ist keine große Fußballnation, die eigenen Kicker sind gerade dabei, an der WM-Qualifikation zu scheitern. Einige Fans in Aruba hat der Fußball jedoch, einer davon ist Soraida. Vor unseren Versuchen zur Abreise aus Aruba, haben Jens und ich ihr einige Fan-Artikel zur Verfügung gestellt, damit sie Bus und Haus dekorieren kann, denn sie ist erklärter Fan der deutschen Nationalmannschaft. Da wir genug Deutschland-Flaggen an Bord haben, wanderte eine davon in Soraidas Haus. Ebenso ein Schal in Schwarz-Rot-Gold.

Deutsche Flagge bei Soraida, die MEP-Wahlwerbung bei den Nachbarn.

Der Germane sieht viel dekorativer aus als die Wahlwerbung des Nachbarn. Das ist auch ein Gruß an die Nachbarn von der anderen Straßenseite, die das holländische Team unterstützen. Man beachte die Palme rechts unten im Bild. Der Fernseher wird eingeschaltet, von dem Greenpeace-Stunt bekommen wir nichts zu sehen. Das Spiel beginnt… wie es ausgegangen ist wisst ihr ja.

Ich möchte jetzt lieber über Verkehrsampeln schreiben. Das macht viel mehr Spaß. In Oranjestad gibt es mindestens fünf oder sechs spannende Kreuzungen, an denen Ampelanlagen aufgestellt sind. Wie man sieht, sieht man nichts. Die Ampeln sind aus.

Ampelkreuzung mit abgeschalteten Ampeln

Diese Kreuzung ist je nach Richtung sehr schlecht einsehbar und hat ihre Ampelanlage verdient. Es ist mir schleierhaft, warum sie ausgeschaltet ist. Das ist aber nicht nur an dieser Kreuzung so, es ist an beinahe allen Ampelkreuzungen in Aruba der Fall.

Ebenfalls abgeschaltet – die Ampeln an dieser Kreuzung

Ebenfalls schlecht einsehbar ist diese Kreuzung, die Ampeln sind auch abgeschaltet. Ich habe Ampeln in Noord gesehen, die nur schwarz leuchten., auch in San Nicolas. Wo auch immer auf dieser Insel eine Ampel steht – sie ist aus.

Wirklich? Nein! Es gibt eine einzige Kreuzung in Oranjestad, an der nicht Schwarz die dominierende Ampelfarbe ist. Warum? Sie ist auch nicht schlimmer oder gefährlicher als die anderen Kreuzungen. Nicht jedes Rätsel auf dieser Erde kann gelöst werden.

Einzige funktionierende Ampelkreuzung in Aruba. Rechts oben das Logo der größten Tankstellenkette.

Nur ein paar Schritte weg von dieser Kreuzung befindet sich eine Tankstelle. Kein Vergleich mit unseren Tankstellen, bei denen man sich die Hände schmutzig macht und dem Fahrzeug selbst den Kraftstoff in den Tank füllen muss. Hier hat man die Wahl. Ein bei uns längst ausgestorbener Beruf macht es möglich, der Tankwart.

Die wenigsten fahren hier an die Selbstbedienungs-Zapfsäulen, denn das ist maximal umständlich gelöst. Man geht zur Kasse, bezahlt das Benzin, dann geht man zur Zapfsäule und tankt. Will man volltanken, möchte der Kassenwart gerne ein Pfand haben. Dann schaltet er die Zapfsäule frei. Anschießend ein zweiter Gang zur Kasse und bezahlen. Nein danke.

Tankwarte bei der Arbeit

Die Tankwarte füllen den Tank und kassieren. Man muss das Fahrzeug nicht verlassen. Sehr praktisch, komfortabel und es schafft Arbeitsplätze, die nicht oder nur wenig vom Tourismus abhängig sind. Solche Arbeitsplätze sind in Aruba eher die Ausnahme, der größte Teil der Wirtschaft ist hier der Tourismus.

Nochmal ganz kurz zurück zum Fußball. Am Samstag ist der Anpfiff hier um 12 Uhr mittags. Das werden einige Fahrgäste zu spüren bekommen, denn auf der Strecke ist dann ein Bus weniger unterwegs.

Dekoration am Gartentor und im Bus. Traurig, das Ergebnis.

Am Tag nach dem ersten Fußballspiel arbeiten wir uns ein wenig im Garten ab. Der braucht dringend eine Verschönerung. Insbesondere die beiden Palmen, die links und rechts der Eingangstreppe stehen, sind maximal störend. Sie versperren den Zugang zur Treppe und breiten sich immer mehr aus. Ich kürze die Palmen, dünne die Palmwedel etwas aus und fülle damit den Kofferraum meines Autos.

Esel mit Delikatessen

Der Grünschnitt wird der Weiterverwertung zugeführt. So werden dann alle doch noch zum Gewinner. Soraida gewinnt schön zurecht gestutzte Palmen und die Esel gewinnen eine leckere Zusatzmahlzeit. Zumindest die, die am Eingangszaun stehen. So viel Grünschnitt ist es ja auch nicht.

So sehen Sieger aus!

Baumärkte

Ich war im vergangenen Jahr noch ein wenig irritiert. Als ich damals bei den Eseln mitgeholfen habe, hat die Managerin mir erklärt, wie oft sie in den Baumarkt fährt – meist viermal in der Woche. Das kam mir sehr häufig vor. Inzwischen ist mir klar, warum das so ist. Ich besuche selbst inzwischen fast jeden zweiten Tag einen der Baumärkte. Heute zum Beispiel war ich bei Kooyman.

Kooyman. Sonntags geöffnet.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Vor ein paar Wochen war die Batterie eines der beiden Multimeter an Bord leer. Das ist gar kein Problem, denn ich habe ein zweites Multimeter, dessen Batterie ich im vergangenen Jahr getauscht habe. Diese Batterien halten normalerweise viele Jahre, so viel hat der Mensch auch nicht zu messen. Das zweite Gerät ist zwar nicht ganz so gut wie das erste, aber deswegen ist es normalerweise zweite Wahl. Also kommt die Batterie (ein 9V-Block) auf meine ewige geistige Einkaufsliste und gesellt sich dort zu verschiedenen Sorten Schrauben und anderen Dingen, die ich im Baumarkt besorgen müsste. Sollte. Könnte. Dinge, die ich nicht sofort brauche.

Dieses Multimeter war zuerst leer gemessen. Jetzt wieder mit einer frischen Batterie

Ganz Aruba ist mit Baumärkten voll gestellt. Es gibt Kooyman, Doit Center und die ungezählten chinesischen Baumärkte – Spezialität der Chinesen ist der Verkauf in kleinen Mengen. Wenn ich eine Scheibe Schleifpapier benötige, muss ich bei den großen Baumärkten immer gleich eine ganze Packung kaufen. Der Chinese verkauft sie mir auch einzeln.

Yong Chang

Es dauert fast nirgendwo auf der Insel länger als fünf Minuten, um zu einem der vielen Baumärkte zu kommen. Also wird die Lagerhaltung zu Hause durch eine Lagerhaltung im Baumarkt ersetzt und die drei benötigten Schrauben werden einzeln gekauft. Die Lagerhaltung im Baumarkt ist auch viel günstiger, denn ich muss nur für die Teile bezahlen, die ich tatsächlich benötige. Da die meisten der Läden auch am Sonntag geöffnet sind, gibt es niemals Versorgungsprobleme. Fast niemals, denn manchmal ist ein bestimmtes Produkt ausverkauft. Dann ist es zumeist überall ausverkauft, weil ein Container mal wieder Verspätung hat.

Doit Center. Sonntags geschlossen.

An der Kasse bin ich mit meinen Mini-Einkäufen dann immer in guter Gesellschaft. Die anderen Kunden kaufen auch nicht mehr. Der tatsächliche Bedarf wird eingekauft. Nicht mehr. Die Wartezeit an der Kasse hält sich immer sehr in Grenzen, der Zeitbedarf für einen solchen Einkauf ist gering. Der Leser in Deutschland hält diese Methode möglicherweise für ausgesprochen ineffizient. Es ist jedoch nur halb so schlimm, wenn man den Einkauf mit anderen Einkäufen, etwa denen von Lebensmitteln bündelt. Nur den heutigen Besuch konnte ich nicht bündeln.

Soraidas Bus möchte an manchen Tagen nicht so recht starten. Vor einigen Wochen hatte ich die Starterbatterie schon einmal durchgemessen, damals war sie unauffällig und schien gut in Schuss.

Das zweite Multimeter. Weniger Funktionen, jetzt wieder mit frischer Batterie

Heute früh bekomme ich eine Nachricht von Soraida, ihr Bus hat wieder Startprobleme. Ich biete ihr natürlich sofort an, die Batterie noch einmal zu messen. Dazu greife ich natürlich zu dem verbliebenen Multimeter. Das sieht gar nicht gut aus. Beim letzten Transport ist der drehbare Schalter versehentlich verstellt worden. Der Schalter ist in einer von „Off“ verschiedenen Schalterstellung und die gar nicht so alte Batterie ist definitiv leer. Also fahre ich zu Kooyman und besorge drei 9V-Blöcke. Es muss Kooyman sein, weil ich die Dinger da definitiv schon mal gesehen habe. Anderswo habe ich die mal vergeblich gesucht.

Alle vier Katzen auf einem Tresen

Der Straßenwahlkampf läuft zu nervender Hochform auf. Anneke war zu spät bei den Eseln, weil sie gleich zweimal auf ihrer Route in einem von Wahlkämpfern verursachten Stau feststeckte. Ich habe mir inzwischen angewöhnt, den Hauptstraßen nicht mehr zu folgen, sondern quer zu ihnen zu fahren und kleinere Nebenstraßen zu nutzen. Dadurch gewinne ich neue Einblicke in Aruba und stecke meist nicht im Stau fest. Gestern fanden jedenfalls nicht viele Besucher den Weg ins Donkey Sanctuary, meiner Meinung nach ist es dem Wahlkampf geschuldet.

Außerdem musste ich heute noch an Klaus denken, der mir vor einer ganzen Weile geschrieben hat, dass ich mich wohl viel mehr an die lokalen Angewohnheiten angepasst habe, als mir das vielleicht selbst bewusst wird. Das kann schon sein.

Auf dem Boot und auf der Straße

Seit heute gelten bei uns die neuen Corona-Regeln. Die neuen Regeln bedeuten, dass es eigentlich keine Regeln mehr gibt. So ist zum Beispiel die Pflicht zum Tragen der Masken aufgehoben, die Masken werden nur noch empfohlen. Soraida etwa hat sofort gesagt, dass bei ihr keine Fahrgäste ohne Maske in den Bus kommen. Das würde ich an ihrer Stelle auch so halten. Die Zahl der aktiven Covid-19 Fälle ist am heutigen Tag bei 35, Neuinfektionen gab es in den letzten Tagen immer nur zwei bis drei pro Tag. Das Impfprogramm zahlt sich aus. Sogar die Strände dürfen jetzt abends wieder betreten werden, man darf an der Bar sitzen und wenn Künstler auftreten, darf es jetzt sogar wieder ein komplettes Sinfonieorchester sein. Bislang waren höchstens ein Künstler in Innenräumen bzw. drei draußen erlaubt. Soviel dazu, jetzt muss ich aber an die Arbeit.

Ich warte zwar immer noch auf den neuen Beschlag für das Achterstag, das heißt aber nicht, dass mir an Bord die Arbeit ausgehen würde.

Die verlorene Schraube

Ich muss klettern. Nicht auf den ganz großen Mast, nur auf den zweithöchsten. Der trägt den Windgenerator, der uns unterwegs immer so schön die Batterien voll bläst. Leider haben wir auf der letzten Reise die Schrauben verloren, die den Generator an Ort und Stelle halten. Das hat weder der Position noch der Leistung des Kraftwerks etwas geschadet, muss aber gemacht werden.

Bevor ich da nach oben klettern kann, müssen erst einmal alle Fender aus dem Weg geräumt werden. Die Leinen der Windfahne sind ebenfalls im Weg. Ich demontiere sie vor meinem Weg nach oben. Das gestaltet sich anfangs schwierig, alle Blöcke sind sehr, sehr fest geschraubt – wir wollen sie nicht verlieren. Nach einer gute Stunde habe ich alle Leinen unter Deck verstaut, ich muss sie nicht ein ganzes Jahr in der Sonne grillen. Endlich ist der Weg nach oben frei.

Von allen unnötigen Leinen befreit

War der Mast schon immer so hoch? Bin ich da wirklich mitten auf dem Atlantik oben gewesen, um eben diese Schrauben zu ersetzen? Und warum haben wir keine Schrauben mehr in der passenden Länge (M6 mit 10mm Länge). Die Schrauben kommen auf die Einkaufsliste.

Den Watermaker werde ich in den nächsten Monaten nicht benutzen. Also muss ich ihn einwintern. Es soll sich kein Leben in den Schläuchen entwickeln.

Die Reinigungslösung für den Watermaker wird angemischt.

Das habe ich noch nie gemacht. Der Betrieb, bei dem ich den Watermaker habe einbauen lassen, hat zwei Schläuche in das System integriert, mit denen sich ein Kreislauf herstellen lässt. Genau für diesen Zweck. Ich lese mir noch einmal den entsprechenden Abschnitt der Bedienungsanleitung durch, dann geht es los. Mit sonorem Brummen beginnt das Gerät mit seiner Arbeit und schon nach wenigen Sekunden ist der Eimer mit der Reinigungslösung leer geschlürft. Wie bitte?

Hmmm. Ich vergaß, das Ventil am Auslass zu schließen. Anstatt zu zirkulieren, suchte sich die Flüssigkeit den Weg des geringsten Widerstands. In den Atlantik. Ich mische noch eine Portion der Lösung an, stelle die Ventile richtig ein und schon geht es rund. Nach dem Ende des Prozesses nehme ich noch die Filter raus und dann ist es geschafft. Jetzt muss ich mich nicht mehr um das Gerät kümmern, als letzte Amtshandlung schalte ich ihm den Strom ab.

Tief im Inneren von Sissi – der Watermaker wird eingewintert.

Eine Kleinigkeit will ich dann noch am Auto machen – mir gefallen die Reifen nicht. Außerdem fährt der Wagen mit den vier verschiedenen Schlappen nicht besonders gut. Auf dem Weg zum Baumarkt komme ich beim Reifenhändler vorbei. Nicht nur bei einem Reifenhändler, ich besuche mehrere. Zunächst gehe ich zu Jay’s. Der wurde mir von Edward empfohlen, auch Soraida hat Werbung für Jay’s auf ihrem Bus. Ein Spezialist für gebrauchte Reifen. Vier Reifen für meinen Wagen werden mir für 200 Florin inklusive Montage angeboten. Selbstverständlich sind die Reifen vorrätig.

Ich darf mir sogar die Reifen ansehen, gar selbst die Exemplare aussuchen, die später auf meinen Wagen kommen sollen. Das war ein Missverständnis meinerseits. Bei gebrauchten Reifen war meine Assoziation, dass es sich um runderneuerte Reifen handelt. Nein, falsch gedacht. Die Dinger sind wirklich gebraucht und von ihren Vorbesitzern ausgesondert worden. Ich kann keine vier identischen Reifen finden. Ich würde mich nicht verbessern.

Klarmachen zum Reifenwechsel

Bei Jay’s schicken sie mich zu Napa. Dort hätten sie die Reifen in neu, würden aber keine Montage machen. Ich könne mit den Reifen von Napa ja wieder zurück kommen und sie hier montieren lassen. Ein kurzer Abstecher zu Napa bringt mir die Erkenntnis, dass ich für einen neuen Reifen 62 Florin bezahlen muss, dass aber gerade keine Reifen auf Lager sind. Gut zu wissen. Nein, sie können mir nicht sagen, wann die nächste Lieferung kommt. Die kommt irgendwann.

Soraida meint, dass ich blöd wäre. Ich solle sie doch fragen. Für neue Reifen fährt man zu JR. Dort gäbe es ein Angebot, vier neue Reifen für 200 Florin inklusive Auswuchten und Montage. Das ist ja der Preis von vier Gebrauchtreifen bei Jay’s.

Jetzt findet gerade die Verwandlung des Wagens statt. Von einer Schrottkarre in ein gutes Auto.

Bei JR haben sie die Reifen auf Lager. Die Montage wird gleich erledigt, mir wird eine Wartezeit von einer Stunde angekündigt. Das geht ja. Ich halte Ausschau nach Soraidas Bus, deren Fahrtroute bei JR vorbeiführt. Schon nach fünf Minuten kommt ein Mitarbeiter und bedeutet mir, dass der Wagen jetzt in die Halle gefahren werden kann. Das ging schnell. Die Leute machen sich sofort an die Arbeit.

Es ist sehr praktisch. Ich kann mir die Bremsen vernünftig anschauen. Beim Bremsen hatte ich immer den Eindruck, dass irgendwas mit den Bremsscheiben nicht stimmt. Oder den Bremsbelägen. Das kann ich nach einer ordentlichen visuellen Inspektion ausschließen. An dieser Stelle habe ich keine Baustelle gekauft.

Montage der neuen Reifen

Phantastisch. Ich fahre vom Hof und merke, dass ich gerade ein ganz neues Auto habe. Der Wagen fährt jetzt ohne mein Zutun geradeaus und bleibt auch beim Bremsen in der Spur. Ich glaube, der Fahrzeugwert hat sich gerade verdoppelt. Also auf in den Baumarkt. Der erste Baumarkt hat keine metrischen Schrauben. Der nächste keine aus Edelstahl. Der dritte Baumarkt kann mir die M6 mit 10mm Länge anbieten.

Ich halte es wie mit den Bolzen für die Windfahnensteuerung. Ich kaufe ein ganzes Dutzend. Seit wir so viele Ersatzbolzen für die Windfahne haben, ist keiner mehr verloren gegangen. Und eine neue Tube Schraubenkleber, die alte ist seit zwei Jahren offen. Für eine neue Klettertour ist es mir jetzt aber zu heiß. Das erledige ich am nächsten bewölkten Tag oder in den frühen Morgenstunden.

Nachtstimmung in Varadero