Nach einer Bauzeit von nur zwei Wochen ist das neue Dach fertig geworden. Zuerst habe ich die Konstruktion für übertrieben gehalten. Inzwischen gefällt sie mir total gut. Die Aufenthaltsqualität hat sich wesentlich verbessert. Die Balken wurden so verbaut, dass die angeknabberten Seiten nach oben zeigen und von unten nicht zu sehen sind.
Jetzt können die Besucher die Esel im Schatten unter dem Dach füttern. Das bringt sie dazu, länger zu bleiben, mehr Futter zu kaufen und schafft damit mehr Einnahmen. Außerdem bleiben die Esel in der Nähe, denn sie lieben den Schatten ebenfalls. Wenn es regnet, wird es ganz eng unter dem Dach, dann suchen die Esel nämlich am liebsten einen trockenen Platz.
Ein Nachteil ist, dass es nun im Inneren viel dunkler geworden ist. Mit der Sonnenbrille kann man da nicht mehr sitzen. Ich wechsle jetzt andauernd die Brille – je nachdem, ob ich drinnen oder draußen bin.
Einem Bewohner des Donkey Sanctuary ist es allerdings egal, ob das Dach da vorne ist oder nicht – dem Kater Sweety. Er hat sich in den letzten Wochen einen neuen Platz zum Abhängen gesucht.
Wenn er nicht auf dem Tresen liegt und Streicheleinheiten möchte, hängt er in letzter Zeit immer an der Decke ab.
Zur Verbesserung der Sicherheit gegen Vandalismusschäden hat jede Tür einen Bügel bekommen, der hochgeklappt werden muss.
Wie lange wird dieser Bügel wohl für einen Sicherheitsgewinn sorgen? Die Esel sind schon verdammt intelligente und geschickte Tiere. Etwa eine Minute, nachdem der Bügel an dieser Tür angeschraubt war, kam auch schon der erste Esel und hat ihn fast bis nach oben geklappt. Noch einen Zentimeter weiter und der Esel hätte sein Erfolgserlebnis gehabt. Das wird nicht lange dauern.
Ein Esel kann nicht sehen, was sich genau vor seiner Nase befindet. Seine Augen befinden sich seitlich am Kopf und damit kann er fast alles um ihn herum sehen. Nur eben nicht das, was vor seiner Nase sitzt. Das ertastet er mit seinen Lippen. Ob es sich um Futter handelt oder um „Spielzeug“. So wie die Türverriegelung. Das Problem ist, dass die Esel alle sehr motiviert sind, die Türen zu öffnen. Dahinter befindet sich das Paradies in Form leckerer Möbel und Futterpellets.
Der Esel kann den Bügel oben mit Sicherheit herum klappen, das habe ich schon gesehen. Außerdem schafft er es, den kleinen Riegel zuerst aus seiner Endposition nach oben zu klappen, um ihn dann in die geöffnete Position zu schieben. Wow! Das alles mit den Lippen. Die Reihenfolge ist klar. Das ist keinerlei Zufall. Lediglich der kleine Karabinerhaken bietet hier Sicherheit. Den können sie nicht öffnen.
In der vergangenen Woche hat sich im Donkey Sanctuary der größte Fall von Vandalismus in diesem Jahr ereignet. Ich komme aus Frankfurt und bin Fan von unserer Eintracht. Der eine oder andere Fall von Vandalismus wird hin und wieder in diese Ecke geschoben. An Vandalismus im Umfeld von Fußballspielen habe ich mich nie beteiligt. Für den Fall im Donkey Sanctuary bin ich jedoch alleine verantwortlich, auch wenn ich bei der Durchführung Helfershelfer hatte, die mit Freude bei der Sache waren.
Zwei Tage nach meiner Geburtstagsfeier habe ich den Auftrag, die Esel alle in ein anderes, relativ kleines Gehege zu treiben. Da man einen Esel nicht treiben kann, muss das Futter entsprechend verteilt werden. Dann kommt der Esel ganz von selbst. Eine Abwechslung zur normalen Arbeit und ein riesiger Spaß, wenn die Esel kapieren, dass am üblichen Futterplatz heute nicht serviert wird. Wie immer ist der Sonntag anstrengend, da ich zwei Schichten mache, also auch zweimal füttern darf.
Über 100 Esel müssen nun für ein paar Tage gemeinsam auf einer Fläche leben, die sonst von lediglich elf Eseln bewohnt wird. Das ist eng.
Am Dienstag habe ich nur eine Schicht, die mit der abendlichen Fütterung endet. Das Verteilen von Heu in diesem Gehege ist ein Abenteuer, denn die Esel warten nicht darauf, dass ich ihnen das Futter bringe. Sie kommen alle zum Schubkarren und wollen direkt daraus speisen. Das kann nicht gut gehen. Also muss ich mindestens 50 kleine Fressplätze ein- und die Schubkarre zweimal wieder aufrichten, die Esel stoßen sie gerne um. Ich beende die Fütterung nass geschwitzt, denn es ist heute besonders heiß, kein Lüftchen weht.
Der Grund für den Umzug der meisten Bewohner ist der Bau eines neuen Dachs im Besucherzentrum. Die Dachdecker müssen mit dem Auto immer wieder ein- und ausfahren, dabei wollen sie nicht mit den Eseln spielen.
Desiree hat die Bauzeit des Dachs auf zwei Tage veranschlagt. Deswegen wundere ich mich ein wenig, als ich am Dienstag zur Arbeit kommen. Lediglich einige wenige Stützen stehen schon. Der Zaum um das Besucherzentrum ist demontiert, Gerüste werden aufgestellt. Am Dienstag erfahre ich, dass es wohl noch ein paar Tage länger dauern wird, das Material sei erst seit ein paar Stunden vollzählig. Die Dachdecker machen Mittagspause.
Am Mittwoch besuche ich die Esel außer der Reihe. Eigentlich will ich vor Ort sein, wenn sie das kleine Gehege wieder verlassen dürfen. Außerdem bin ich gerne dort, ich will noch einige Fotos von den vielen Eseln auf dem engen Raum machen. Desiree begrüßt mich mit den Worten, dass sie in der Nacht Vandalismus gehabt hätten. Jetzt fallen mir beinahe die Gläser aus der Sonnenbrille.
Sämtliche Tische und Stühle haben Verbiss-Schäden. Ein Stuhlbein ist fast durchgebissen worden. Das Behältnis für die Futterpellets ist zerstört. Schrubber, Besen und Rechen haben keine oder nur noch sehr kurze Stiele. Desiree zeigt mir Fotos von einem total verschissenen Besucherzentrum. Selbst die Treppe zur Toilette hat einen Schaden. Als Symbolbild nehme ich den Deckel des Futters. Der ist aus massivem Holz.
Meine langohrigen Helfershelfer haben ganze Arbeit geliefert. Ich traue mich nicht, Desiree nach den Bildern zu fragen.
Wie konnte das passieren? Als ich die Esel am Dienstag Nachmittag gefüttert habe, vergaß ich einen der Riegel zusätzlich mit einem Karabinerhaken zu sichern. Ein paar der Esel haben nämlich die Fertigkeit entwickelt, die Türriegel mit ihren Lippen aufzuschieben und dann die Türen zu öffnen. So konnten sie in der Nacht auf das gesamte Gelände und wegen des fehlenden Zauns auch ins Besucherzentrum. Der Rest ist Geschichte. Der Fehler darf mir nicht noch einmal passieren, sonst verliere ich wohl den Job.
Nach einer Woche Bauzeit stehen immerhin schon alle Dachstützen und der Zaun vor dem Besucherzentrum ist wieder montiert. Die Esel dürfen wieder überall herumlaufen. Dabei kommt es zu witzigen Begebenheiten.
Mit gesenktem Kopf und immer auf der Suche nach übrig gebliebenen Futterpellets am Boden haben sich Diva und Gypsy in eine aussichtslose Situation spaziert. Unter den diagonalen Streben passten sie mit gesenktem Kopf durch, die Gier hat den Rest erledigt. Raus kommen sie aber nicht mehr, weil sie nicht mehr auf der Suche nach Futter, sondern nach einem Ausweg sind.
Letzten Endes darf ich die diagonalen Streben demontieren. So können die beiden befreit werden. Es ist absolut unmöglich, einen Esel unter einer Stange durchzuschieben. Auch Futter als Motivation hat nicht geholfen.
Ein paar Stunden später schnappt die Eselfalle noch einmal zu. Ein weiterer Esel hat sich gierig in die Klemme gebracht. Zuerst versucht Anneke es mit einer Karotte als Motivation (siehe Filmaufnahme). Dann versuchen wir es gemeinsam – ich versuche innen ein wenig zu drücken, während die Karotte draußen den Esel zieht. Das klappt beinahe, bis der Esel kapiert, dass ich von innen drücke. Dann will er nicht mehr. Zuletzt demontiere ich die Streben ein zweites Mal. Toll.
Ich möchte heute über Geld sprechen. Durch das Leben in Aruba habe ich gelernt, wie toll das Leben in Europa mit dem Euro ist. Die größten Scheine sind am meisten wert. Die Geldscheine haben unterschiedliche Farben, damit kann man sie sofort erkennen. Auch die Münzen sind deutlich voneinander zu unterscheiden. Außerdem ist es fantastisch, dass man mit diesem Euro in vielen unterschiedlichen Ländern bezahlen kann. Nicht aber in Aruba.
Hier gibt es nicht eine Währung für viele Länder, sondern zwei Währungen nebeneinander in einem Land. Das einheimische Geld heißt Florin, die Holländer verwenden oft noch den alten Begriff Antillengulden. Daneben steht der Dollar, eine der unpraktischsten Währungen auf der Welt.
Bei den blöden Dollars sind alle Scheine gleich groß und haben die gleiche Farbe. Man muss also das Geld immer lesen, bevor man es ausgeben kann. Das finde ich absolut unpraktisch. Die Florins wiederum sind schön bunt, die Scheine haben wie bei unseren Euros unterschiedliche Farben und Größen. So weit, so gut. Ich könnte also einfach auf die Dollars verzichten und nur noch mit Florins leben. Wenn die nicht so teuer wären.
Der Geldautomat um die Ecke gibt mir die Dollars kostenlos, ich muss also keine Gebühren für das Bargeld zahlen. Hebe ich die gleiche Summe in Florins ab, will der Automat 9 US$ Gebühren von mir haben. Das sehe ich nicht ein. Also ziehe ich mir Dollars. Das Umrechnen ist ganz einfach, der Wechselkurs ändert sich nie.
Ein US$ sind 1,75 Florin. Das Leben ist so einfach, die Währungen werden beliebig miteinander gemischt. Eine Busfahrt im Minibus kostet 3 Florin. Ich gebe dem Busfahrer einen 1-Dollar-Schein und 1,25 Florin in Münzen. Passt. Oder ich gebe zwei 1-Dollar-Scheine zum Fahrer und bekomme 0,50 Florin zurück.
Manchmal wird mir das Hantieren mit Bargeld zu nervig, dann mache ich es wie die Amis. Dann zahle ich einfach mit der Kreditkarte. Auch wenn es nur einen Dollar kostet.