Rückseite und Vorderseite eines Esels

Heute früh habe ich mir mal wieder die Informationen zur Covid-19 Situation durchgelesen und festgestellt, dass es zu fünf bestätigten Übertragungen in Aruba gekommen ist. Damit ist das Virus endgültig zurück. Erste Maßnahmen wurden von der Regierung verkündet, die Bars, Restaurants und Nachtclubs müssen die Tische weiter auseinander rücken und dürfen sie mit maximal vier Personen besetzen. Masken werden empfohlen, wenn der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann. Im Freien dürfen maximal Grippen von vier Personen zusammen sein. Dieses Lied habe ich schon einmal gehört.

Meiner Meinung nach gehört der Klimaanlagenwahnsinn abgeschafft. Man kann es zwar als Zumutung empfinden, wenn man seinen Urlaub auf einer tropischen Insel bei 35°C im Schatten draußen verbringen muss. Ich meide jedenfalls die gut gekühlten Innenräume und lasse auch mal einen Bus fahren, wenn der die Fenster nicht offen hat.

Viele Touristen aus den USA benehmen sich hier jedenfalls so, wie man es den Deutschen oder Briten auf Mallorca nachsagt. Vergangene Woche war eine große Schlagzeile über einem Artikel voll Empörung in der lokalen Tageszeitung. Ein Tourist aus den USA wurde bei der Einreise getestet. Bis zur Bekanntgabe des Testergebnis hätte 24 Stunden einhalten müssen. Statt dessen ist er durch Restaurants und Bars gezogen. Selbstverständlich war das Testergebnis positiv. Eselei möchte ich es nicht nennen. Die sind nicht so blöd.

Was ist das?

Wenn ich bisher über den Job bei den Eseln geschrieben habe, zeigte ich die Esel vor allem von vorne. Heute möchte ich größtenteils über die Rückseite schreiben. Das obenstehende Foto zeigt eine große Halde mit Eselmist.

Jeden Vormittag reinigen wir das Gelände von den Hinterlassenschaften der Esel, die in jeder Lebenslage den Mist auf den Boden fallen lassen können. Beim Spazieren, beim Stehen, beim Fressen, beim Laufen oder beim Saufen.

Quelle

Pro Tag kommen da einige Schubkarren voll zusammen. Deren Inhalt landet dann auf einem großen Haufen. Einmal habe ich es erlebt, dass ein paar Einheimische kamen und ein paar Kilo Eselmist für den Garten mit nach Hause genommen haben. Da ist noch Luft nach oben. Vielleicht sollte man das als Dünger im örtlichen Baumarkt anbieten.

Bert ist bei der Arbeit

Am Nachmittag ist es zu heiß für diesen Job, er muss gleich nach der morgendlichen Fütterung erledigt werden. Teilt man sich die Arbeit, ist sie in einer knappen Stunde erledigt.

Und wieder ist eine Schubkarre voll Poop

So richtig attraktiv sind diese Bilder natürlich nicht. Die Vorderseite zu beobachten macht viel mehr Spaß. Ich habe ein kleines Video geschnitten, auf dem die Eselfütterung am Nachmittag zu sehen ist. Wie die Esel nervös warten, bis das Heu endlich serviert wird. Wie sie sich um das Futter balgen. Und wie die Fütterung bei den schwachen und alten Eseln abläuft. Und es wird die Grundlage für viel neues Poop am kommenden Vormittag gelegt.

Persönlich habe ich gute Neuigkeiten. In den nächsten Tagen wird hoffentlich ein Paket mit Apfelwein bei mir eintreffen. Außerdem hatte ich letzte Woche einen Termin bei der Einwanderungsbehörde. Seit Monaten war ich illegal im Land, seit vergangenem Donnerstag ist mein Aufenthaltsstatus wieder in Ordnung.

Wetterbericht

Auf Aruba feiern wir gerade die Saisoneröffnung. Es geht hierbei nicht um die Touristensaison, sondern um die Hurrikansaison. Die ersten tropischen Stürme haben wir überstanden bzw. überstehen wir gerade. Ich schwitze bei 35°C im Schatten unter Deck, der Ventilator verschafft mir wenigstens etwas Erleichterung. Die Nachbarn auf den amerikanischen Booten sind entweder zum Tauchen unterwegs oder sitzen im klimatisierten Innenraum. Es ist nämlich so, dass die Stürme nicht nach Aruba kommen, sie jedoch einen massiven Einfluss auf das Wetter hier haben.

Zugbahnen der Hurrikane, der rote Punkt ist Aruba

Üblicherweise bleiben sie über dem offenen Wasser und biegen erst kurz vor Florida in Richtung Nordost ab. Manchmal treffen sie die Küste. Ziehen sie länger über Land, geht ihnen schnell die Puste aus. Sie setzen aber nicht dem Blinker und biegen nach Aruba ab.

Dieser Tage war ein wenig Aufregung unter meinen amerikanischen Nachbarn, aber auch aus Deutschland erreichten mich Nachrichten über einen aufziehenden Wirbelsturm. Seit dem aktualisiere ich die Wetterdaten auf meinem Smartphone wieder regelmäßig.

Wettervorhersage für den 25. bis 27. Juli. Der Sturm zieht deutlich im Norden durch.

Die Konsequenzen für uns auf Aruba waren einigermaßen dramatisch. Kurz nachdem dieser wirklich kleine tropische Sturm an uns vorbeigezogen ist, wurde Aruba von stundenlangen heftigen Regenfällen überschwemmt. Ich hatte nicht damit gerechnet, die Luke über meiner Matratze war geöffnet. Den Nachmittag habe ich mit dem Trocknen meiner Matratze verbracht.

Bis zu diesem Tag war mir nicht einmal bekannt, dass es in Aruba Regenjacken gibt. Trotz des Regens waren die Boote zur Flamingoinsel fleißig unterwegs. Viele Passagiere gab es allerdings nicht.

Ich bin der Meinung, dass die Esel im Donkey Sanctuary bei Regen traurig aussehen. Vielleicht liegt es aber auch an der Tristesse, die entsteht, wenn sich die Fluten über den nackten Boden ergießen.

Regen bei den Eseln

Bei so viel Regen kann es geschehen, dass ein Kaktus unterspült wird und umfällt. Mein erster Gedanke war, dass dieser Kaktus genau auf dem Weg liegt, den die Besucher immer nehmen. Wegräumen mochte ich ihn auch nicht.

Liegender Kaktus

Als richtig großes Problem hat sich das dann am Ende nicht herausgestellt, denn die Esel fressen für ihr Leben gern Kakteen und machen alles, um eine von ihnen umzustürzen. Dann entfernen sie behutsam die Stacheln und genießen hinterher das Fleisch. Das brachte mich schon zum Staunen.

Genießer

Nach ein paar Stunden war es leicht, die Reste beiseite zu schieben. Am folgenden Tag war der Kaktus aufgegessen.

Heute sitze ich wegen des folgenden tropischen Sturms in der Flaute. Dieser hat keinen Regen mitgebracht, er ist wesentlich weiter im Norden durchgezogen. Die Flaute hat irgendwann heute Nacht eingesetzt, ich bin mitten in der nach schweißgebadet aufgewacht.

Ich höre hessisches Radio über das Internet und dort spricht man über 37°C am Wochenende. Das würde sogar die Temperaturen auf Aruba übertreffen.

Hochhausbau in Oranjestad

Bei den dicken Brummern sind die Plätze gestern neu verteilt worden. Die Freewinds ist wieder an ihren ehemaligen Liegeplatz zurückgekehrt. Dafür ist die Carnival Pride am Kreuzfahrerterminal festgemacht. Möglicherweise sind die Einnahmen von Aruba aus den Liegegebühren für Kreuzfahrtschiffe jetzt höher als in der Vor-Corona-Zeit. Vermutlich gibt es einen satten Rabatt.

Hochhausbau vor meiner Nase

Für mich persönlich ändert das alles. Bisher konnte ich in meinem Cockpit sitzen und der Sonne zusehen, wie sie im Meer versinkt. Das geht jetzt nicht mehr, jetzt fällt sie hinter der Carnival Pride ins Wasser. Bei genauem Hinsehen kann man die schwarzen Rußfahnen aus den Schornsteinen erkennen. Zum Glück liege ich in Luv, der Dreck weht auf das Meer hinaus.

Vor ein paar Tagen ist mir ein Artikel auf Spiegel-Online in die Augen gesprungen. Im Zuge der Black Lives Matter Bewegung wollen Twitter und andere Unternehmen Begriffe wie „Master“, „Slave“, „Blacklist“, „Whitelist“ und mehr aus ihren Entwicklungsabteilungen streichen, weil sie rassistisch sind. Das hat mich nachdenklich gemacht. Immerhin habe ich diese Begriffe über Jahrzehnte selbst verwendet.

Ich habe diese Gedanken dann niedergekämpft und mich wieder meinem Luxusleben im Hotelresort gewidmet. Die Dusche auf der Flamingo-Insel ist immer noch die beste Dusche und so bekommen die Flamingos hin und wieder Besuch von mir. Es ist immer wieder befremdlich, wenn sich auf der für mehrere hundert Besucher geeigneten Insel nur ein paar Dutzend Menschen aufhalten.

Flamingos

Ein paar Tage nach dem Artikel im Spiegel nutzte Caren Miosga in den Tagesthemen die Worte „Schwarzarbeit“ und „Dunkelziffer“. Dazu ein Zitat von Bertolt Brecht „die im Dunkeln sieht man nicht“. Irgendwie hat es dabei wieder Klick in meinem Kopf gemacht. Schwarzarbeit, Schwarzfahrer, Schwarzgeld, Schwarzmalerei, Schwarzsehen, Dunkelziffer, Schattenwirtschaft, schwarze Kasse, anschwärzen, Schwarzmarkt, Schwarzer Peter.

Aufgrund einer Frage in einem Quiz, das ich auf meinem Telefon gegen ein paar Freunde in Deutschland spiele, bin ich auf den schwarzen Popelmann gestoßen. Martin Luther höchstselbst riet damals Eltern, ihre Kinder mit dem schwarzen Popelmann zu erschrecken, falls sie nicht artig sind. Als ob es nicht ein paar mehrköpfige Aliens getan hätten. Die Zuordnung von Hell und Dunkel in der Bibel ist ziemlich eindeutig geregelt.

Ich liebe Schwarzwurzeln, schwarzen Kaffee, Schwarzbier, schwarze Schokolade und das leckere Fleisch der spanischen schwarzen Schweine. Es ist nicht alles negativ konnotiert und erst hier in der Karibik habe ich mir die geliebten schwarzen T-Shirts weitestgehend abgewöhnt.

Streetart aus Oranjestad

Auch in Oranjestad gibt es einige Graffiti. Dieses Exemplar ist mir zufällig vor die Kamera gelaufen. Es gibt sie, sie finden sich aber über die ganze Stadt verstreut. Nicht so konzentriert wie in San Nicolas.

Inzwischen arbeite ich schon mehrere Tage an diesem Beitrag. Die Kreuzfahrtschiffe sind verschwunden und nichts stört mehr den Genuss des Sonnenuntergangs. Aruba hat wieder keine Einnahmen aus dem Kreuzfahrtbetrieb. Ich ziehe gedanklich ein paar Konsequenzen und werde in Zukunft noch mehr auf meine Wortwahl achten. Einen Beförderungserschleicher würde ich einen Schwarzfahrer aber nicht nennen wollen. Das ist mir zu sperrig. Vielleicht einen Betrüger.

Stand heute sind 13 aktive Covid-19 Fälle auf der Insel bekannt. Ich darf im Donkey Sanctuary einen Tisch schreinern. Die Stichsäge habe ich schon hingebracht. Dabei bin ich beinahe über Shrimp in komplett entspannter Pose gestolpert.

So können nur Katzen entspannen