Schneckenrennen

Tag 5

Ein gebrauchter Tag. Jedenfalls für mich. Nach der Reparatur des Ruders will ich mir endlich ein paar Frühstücksbrote schmieren. Ich bin nicht nur nass geschwitzt, ich habe auch einen riesigen Kohldampf. Wir haben von dem Winddreher bisher nicht viel mitgenommen, weil wir während der Reparatur ein paar Meilen nach Westen abgetrieben sind. Ärgerlich.

Ich stehe an der Anrichte und schneide mir gerade meine Brote ab, als eine Welle quer kommt und Sissi gehörig beutelt. Dabei knicke ich mit dem Fuß um, Brote, Brotmesser und ich fliegen durch den Salon. Jetzt hat mein linkes Fußgelenk Fußballgröße, die Tendenz geht zum Basketball. Oder so ähnlich. Wenigstens muss ich in den nächsten Tagen nicht viel durch die Gegend laufen. Die Wanderwege auf Sissi sind sehr begrenzt.

Seit ein paar Stunden machen wir nun wieder Strecke nach Osten, der Download einer neuen Wettervorhersage verspricht uns das Zurückdrehen des Windes für ca. 20 Uhr. Dann gehen wir wieder auf Kurs Aruba. Im Großsegel ist jetzt das zweite Reff eingebunden, wir haben uns endlich zu dieser Arbeit aufraffen können. Sissi läuft jetzt viel besser geradeaus. Wir werden davon in den kommenden Tagen profitieren.

Wir haben noch ein paar Dosen Haggis an Bord und machen einen schottischen Abend. Jens steht am Herd, ich kann nicht richtig stehen mit dem kaputten Fuß. Zum Haggis gibt es Püree aus Süßkartoffeln und zermatschte Erbsen mit ein wenig Minze. Aussehen tut es definitiv authentisch, die Süßkartoffeln geben dem Gericht einen karibischen Einschlag. Nach dem Abendessen fahren wir wieder eine Wende und haben wieder Kurs Richtung Aruba. Der Wind dreht ein paar Grad zurück zu unseren Gunsten. Unser fünftes Etmal liegt bei 70 Meilen.

Tag 6

Meile für Meile machen wir Fortschritte auf unserem Weg. Auf dem Navigationscomputer sieht es zwar so aus, als kämen wir nicht voran, doch das ist falsch. Auch mit drei Knoten Geschwindigkeit sind es noch 72 Meilen am Tag. Und wir müssen nur noch zwei Tage segeln, dann sind wir in Motorreichweite. Dann müssen wir uns entscheiden. Nehmen wir den Motor, um die letzten Meilen zu mogeln und kommen am Montag an oder machen wir noch einmal eine Wende, fahren wieder von Aruba weg und kommen am Dienstag an. So oder so, das Ende der Reise ist absehbar.

Ausnahmsweise ist in der Nacht nichts kaputt gegangen. Wir können also das tun, was wir sonst jeden Tag tun. Herumsitzen und dösen. Außerdem brauchen wir wieder ein frisches Brot und das Abendessen will geplant sein – ein Vorgang, der inzwischen einigermaßen viel Kreativität benötigt. An frischen Lebensmitteln haben wir noch eine Süßkartoffel und ein paar Knoblauchzehen. Der Rest sind Konserven und Nudeln. Bislang hat es uns aber immer geschmeckt.

Auf mein Frühstückbrot kommt heute Wurst aus der letzten Dose mit der Aufschrift „Hausmacher Presskopf“ von der Metzgerei Haase in Bonames. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist der 20. März 2020. Gleich nach dem Öffnen strömt leckerer und appetitlicher Geruch durch das Boot. Unsere Konserven aus Bonames sind zwar allesamt abgelaufen, manche schon über ein Jahr, es ist jedoch nur eine einzige davon kaputt gegangen. Das Datum auf den Dosen ist viel zu konservativ gewählt, sie halten alle viel, viel länger.

Eine Bevorratung mit frischen Lebensmitteln in Kuba ist vollkommen unmöglich. Wie sollen wir frische Lebensmittel einkaufen, wenn schon für die Kubaner nicht genug zu essen da ist? Die wissen wenigstens, wo man sich in der Schlange anstellen muss. Ich bearbeite noch ein paar Bilder aus Havanna. Drei Dutzend habe ich schon vorbereitet, ein weiteres Dutzend wird wohl noch dazu kommen. Aus Santiago habe ich eine Nachricht an Juliette in Aruba geschickt und sie gebeten, meine SIM-Karte aufzuladen. Damit können wir in Aruba sofort online gehen, auch wenn wir erst noch Quarantäne haben und ankern müssen, bis das Ergebnis des Covid-Tests da ist.

Zum Abendessen mache ich uns Nudeln mit Tomatensauce nach mediterraner Art mit Sardinen und Oliven. Es ist sehr lecker. Die Nacht ist ruhig, wir können beide gut schlafen. Leider bringt der nächste Morgen das ernüchternde Ergebnis, dass wir viel zu langsam sind. Es sind immer noch 200 Meilen nach Aruba. Es wäre genug Wind da, um schnell zu segeln, doch die Wellen machen uns einen Strich durch die Rechnung. Mit diesem Tempo werden wir erst am Mittwoch ankommen. Mini-Etmal von 57 Meilen.

Rock’n’Roll

Tag 4

Der Traum fast jeden Seglers. Ein stetiger Wind von fünf bis sechs Windstärken, immer aus der gleichen Richtung. Die Segel sind dicht geholt, das Schiff hat eine schöne Schräglage und der Bug pflügt durch die Wellen. Die Gischt spritzt dem Steuermann um die Ohren, das Schiff läuft Höchstgeschwindigkeit. Bäh. Pfui. Ich hasse das. Es ist die anstrengendste Ozeanpassage, die ich bisher hinter mich bringen musste. Drei Wochen von den Kapverden nach Barbados segeln mit dem Wind von hinten ist nicht so anstrengend wie drei Tage in der karibischen See gegen den Passat zu kämpfen. Der stetige Wind produziert stetig Wellen, die mit vier bis fünf Metern Höhe recht ordentlich sind. An Geschwindigkeit ist nicht zu denken, wenn wir zu schnell fahren, bohrt sich der Bug in die Wellen und es scheppert ungemein.

Wer kam bloß auf die Idee, nach Aruba zurück zu fahren? Es liegen noch 330 Meilen vor uns und das ist die Luftlinie. Die können wir nicht direkt fahren. Wir werden wahrscheinlich 500 Meilen fahren müssen, das sind bei unserer Geschwindigkeit noch sechseinhalb Tage. Ich will gar nicht daran denken. Mit dem Motor können wir nicht mogeln, wir haben nur noch Diesel für 170 Meilen übrig.

Der Schlafentzug macht sich langsam bemerkbar. Zu Therapiezwecken wird er eingesetzt gegen Depressionen, wenn ich mich richtig erinnere. An Bord ist er eher nicht geeignet, die Stimmung aufzuhellen. Wenn ich mich auf die Couch lege, fallen mir sofort die Augen zu. Wenn ich dann gerade am wegdösen bin, trifft Sissi auf eine heftige Welle und der Anker kracht ins Wasser. Dann bin ich wieder wach. Jens geht es ähnlich, auch er hat bisher keinen richtigen Schlaf finden können. Das wird wohl bis Aruba so bleiben.

Insofern freuen wir uns auf die 24 Stunden Quarantäne an unserer Ankerkette, wenn wir angekommen sind und unseren Covid-Test hinter uns gebracht haben. Dann haben wir keine Verpflichtungen und können uns endlich mal ausschlafen.

Am Nachmittag werden wir von einigen Delphinen begleitet. Sie schwimmen neben Sissi her und springen aus den hohen Wellen hinaus. Das ist wunderschön anzusehen, lässt sich leider nur mit viel Glück fotografieren. So viel Glück haben wir nicht. Die Erinnerung daran muss genügen. Es sind tolle Tiere.

Mit Papier, Bleistift, Geodreieck und Zirkel errechnen wir den Kurs, den wir gerade noch fahren können, um ohne aufzukreuzen mit dem letzten Rest Diesel unser Ziel erreichen zu können. Ich würde sagen, die Chancen stehen etwas besser als 50%. Falls der Wind nicht noch einmal 10° zu unseren Ungunsten dreht, kann es klappen.

Die Klebeband-Abdichtung ist undicht geworden. Schade, ist aber nicht zu ändern. Über dem Salon hält sie noch einigermaßen, nur die Vorschiffskoje ist zu einer Tropfsteinhöhle mutiert. Da wir bei unserem Kurs durch den Windgenerator mit Unmengen von Strom versorgt werden, überlegen wir kurz, den Heizlüfter zum Trocknen einzusetzen. So lange es dabei von eben weiter tropft, ist es natürlich vollkommen unsinnig. Also machen wir das Radio an und hören eine Stunde lang laute Heavy Metal Musik. Das verbraucht auch Strom. Alle Batterien sind und bleiben zu 100% gefüllt.
Die Nacht ist vergleichsweise ruhig, der Wind hat nachgelassen. Er hat allerdings auch seine Richtung zu unseren Ungunsten verändert. Jens schlägt vor, dass wir eine Halse fahren. Wir sind uns beide einig, dass wir Aruba nicht mehr direkt anlegen können. Gesagt, getan. Nach wenigen Minuten fährt Sissi einen ganz verrückten Kurs. Wir müssen feststellen, dass wir keinerlei Ruderwirkung mehr haben. F*ck!!!

Vor zwei Jahren ist uns das in Stavoren schon einmal passiert. Das Seil, das die Kräfte vom Steuerrad auf das Ruder überträgt, ist damals vom Ruderquadranten gesprungen. So ist es auch heute. Ich muss meine gesamte Koje ausräumen, um an das Seil zu kommen. Im Gegensatz zum Hafen von Stavoren ist hier wenigstens genug Leeraum, wir können nirgendwo gegen treiben. Dafür brauche ich heute fast eine Stunde für die Reparatur. Jens muss das Ruder irgendwie mit der Notpinne gerade halten, damit ich das Seil wieder in die Führung bekommen und die Schrauben anziehen kann. Nun tropft uns beiden der Schweiß von allen Körperteilen, unsere T-Shirts sind nass wie frisch aus der Waschmaschine. Wir brauchen eine Dusche. Sissi läuft wieder prima. Den neuen Kurs werden wir jetzt einen Tag fahren, dann soll laut Vorhersage der Wind wieder in die alte Richtung zurück drehen. Viertes Etmal 77 Meilen.

Fast eine Flucht

Nach der Freigabe durch die Behörden entschließen wir uns, Kuba so schnell wie möglich zu verlassen. Eine kurze Prüfung der Wettervorhersage ergibt ordentlichen Wind aus achterlicher Richtung, der uns erst einmal bis Haiti blasen soll. Haiti selbst ist sehr hoch und produziert einen Windschatten, den wir mit Motorkraft überwinden wollen. Dann ist es aufgrund der Windrichtung kein Problem mehr, Aruba anzulegen und direkt darauf zuzusteuern. So ist der Plan.

Tag 1

Wie es mit Plänen so ist, sie halten nicht viel länger als kubanische Regeln. Wir verlassen die Bucht von Santiago und erwischen erst einmal einen schönen Wind, setzen das Großsegel und die Genua und versuchen, so schnell wie möglich aus der 12-Meilen-Zone zu kommen. Nach drei Meilen ist aber Schluss mit der Herrlichkeit, der Wind ist weg und der Motor darf wieder arbeiten. Ich schlage Jens vor, schon einmal ein Reff ins Großsegel zu binden. Jens ist zu träge und meint, dass die Vorhersage nicht so viel Wind hergibt. Wir sind beide glücklich, Kuba unser Heck zu zeigen.

Nachdem wir die kubanischen Gewässer verlassen haben, kommt wieder Wind auf. Diesmal von vorne, nicht wie vorhergesagt. Aber die Menge ist ausreichend, wir können wieder segeln. Beide Segel sind voll gesetzt, Sissi hält mit hoher Geschwindigkeit auf Haiti zu, das wir allerdings in gebührendem Abstand passieren wollen. Es gibt dort eine heftige Strömung, der wir ausweichen wollen. Ich muss noch aufs Vordeck klettern und die Wanten nachspannen. Offenkundig habe ich das in Kuba nicht ordentlich gemacht. Jens hat immer noch keine Lust, das Großsegel zu reffen. Dann bleibt es eben ungerefft. Wird schon gehen.

In der Nacht frischt der Wind auf, wir bekommen bis zu 35 kn auf die Nase. Jetzt rächt sich das ungereffte Großsegel an uns. Nur mit handtuchgroßer Genua versuchen wir das Problem zu umschiffen. Außerdem werden wir immer näher an Haiti und die Zone mit der Gegenströmung geblasen. Sissi fährt ungewohnte Schräglagen. Es ist praktisch unmöglich, sich auf dem Boot zu bewegen. Wir müssen uns mit den Händen festhalten, derweil schaukeln die Füße in der Luft wie bei den Schimpansen im Affenhaus. Ich sage zu Jens, dass ich in Frankfurt mit dem Bouldern anfangen werde. Schlimmer als auf der Sissi kann das nicht sein. Ich werde nicht anfangen, meine blauen Flecken zu zählen.

Die erste Nacht ist unangenehm, wir werden durch unsere Kojen geschleudert. Die Vorschiffskoje und später auch der Salon verwandeln sich in eine Tropfsteinhöhle. Seit Monaten suche ich nach der undichten Stelle in der Vorschiffskoje, jetzt weiß ich, dass es nicht nur dort eine undichte Stelle ist. Und jetzt ist mir auch klar, wo das Wasser eindringt: Am äußeren Rand der Luken, wo sie auf das Deck aufgesetzt sein. Es betrifft alle Luken. Leider können wir zu diesem Zeitpunkt nichts daran ändern. Mitten in der Nacht setzt sich ein kleiner Vogel auf unsere Solarpaneele, nachdem er zunächst eine Landung auf der Saling versucht hat. Er bleibt dort bis zum Morgengrauen sitzen, bevor er sich wieder in die Luft begibt. Leider konnten wir diesen Vogel nicht klassifizieren.

Am nächsten Morgen lässt der Wind mehr und mehr nach, wir sind richtig nah an Haiti und in der Flautenzone. Und in der Gegenströmung. Der Motor wummert und Sissi fährt lediglich mit 1,5 kn über Grund. Zwei kleine haitianische Fischerboote umkreisen uns, wollen wissen, wo wir herkommen und fragen nach Geld. Bei dem Seegang wäre es quasi Selbstmord, wenn wir irgendwie so nahe an die Fischer heranfahren würden, dass wir ihnen etwas übergeben können. Wir winken uns gegenseitig noch zu, dann gehen die Fischer wieder ihrem Job nach.

Wir fahren diagonal mit dem Motor gegen die Strömung in die Richtung, in der wir am ehesten Wind erwarten. So kommen wir immerhin auf 2,5 kn Fahrt. Das erste Etmal liegt gerade einmal bei 102 Meilen.

Tag 2

Die Situation ist erst einmal unverändert. Wir dieseln durch die Flaute. Erst gegen 22 Uhr stellt sich ein stetiger Wind aus der vorhergesagten Richtung ein. Langsam verlassen wir die windtote Zone. Jens ist schon seit ein paar Stunden im Bett, also setze ich die Genua alleine (sehr einfache Übung) und reduziere die Drehzahl des Motors. Unsere Geschwindigkeit nimmt zu. Gegen 1 Uhr in der Nacht kann endlich den Diesel schlafen schicken. Als ich Jens um 2:30 Uhr wecke, machen wir gut 5 kn Fahrt. Gemeinsam nehmen wir noch die Windfahne in Betrieb, dann lege ich mich schlafen. Durch die Abwärme des Motors ist es unerträglich heiß in der Koje.

Wie immer habe ich die erste Nachtwache, dann wecke ich Jens. Kurz bevor Jens ins Cockpit kommt, lässt sich ein Tölpel auf unseren am Heck gestapelten Fendern nieder. Die Vögel werden größer. In der ersten Nacht hatten wir keinen ruhigen Schlaf, in der zweiten Nacht auch nicht. Ich werde wieder durch die Koje geworfen. Jens refft die Genua, die Geräuschkulisse höre ich erstmals in der Koje. Bislang war ich immer derjenige, der in der Nacht gerefft hat. Gegen acht Uhr wache ich durch den Lärm auf, den unser Anker verursacht, wenn er sich in die Wellen bohrt. Wir müssen noch mehr reffen. Ich komme ins Cockpit und sehe gut 30 kn Wind auf dem Anzeiger. Wow, das sind 10 kn mehr als vorhergesagt. Die Wellen sind imposant. Wir reffen die Genua weiter, so dass wir nur noch mit gut 3 kn Fahrt unterwegs sind. Dafür bohrt sich der Anker nicht mehr in die Wellen. In der Vorschiffskoje regnet es weiterhin. Jens erzählt, dass der Tölpel kurz vor Sonnenaufgang verschwunden ist.
Anstatt
einen Start in die Luft zu wagen, ist er einfach ins Wasser gesprungen und von dort gestartet. Cool.

Wir ändern den Kurs, so dass wir vor dem Wind laufen. Sofort ist Sissi ruhig im Wasser. Dann klettere ich mit Rettungsweste und Sicherheitsgurt auf das Vordeck, um sämtliche Luken mit Klebeband abzudichten. Mal sehen, ob das was bringt und ob meine Arbeitshypothese mit der undichten Stelle stimmt.

Für den nächsten Schlag von Aruba in Richtung Nordosten werden wir die Wettervorhersage genauer prüfen. Die Fahrt von Kuba weg ist mehr eine Flucht als eine sorgfältig geplante Segelreise. Wir haben vergessen, die Wellenvorhersage zu prüfen. Die Wellen sind jetzt sehr, sehr unangenehm und drehen uns immer wieder aus dem Kurs. Nicht nur Kuba, auch der Atlantik hat Regeln, die unerbittlich eingehalten werden. Allerdings ändern sich die Regeln auf dem Ozean nicht. Wenn man sie nicht beachtet, bekommt man blaue Flecken und eine nasse Vorschiffskoje. Angebrüllt wird man nur vom Wind. Das zweite Etmal liegt bei nur noch 88 Meilen.

Tag 3

Wir genießen unsere Reise nicht, wir existieren auf dem Segelboot. Wir sind todmüde. Wir sind ungewaschen und geschwitzt. An eine Dusche ist nicht zu denken bei diesem Seegang, auch eine Wäsche mit dem Waschlappen würde nur für blaue Flecken sorgen, nicht aber für die gewünschte Sauberkeit. Im Boot ist es immer noch warm und feucht. Unsere Klamotten kleben an uns. Der Motor kühlt nur langsam ab. Wo man auch hin fasst, was man auch anfasst, alles ist mit einem Salzfilm überzogen. Die Holzpaneele an der Salondecke sind teilweise aufgequollen und verzogen durch das eingedrungene Wasser.

Die provisorische Reparatur mit Klebeband hat den gewünschten Effekt erzielt. Es tropft wenigstens nicht mehr von der Decke. Ich möchte das dauerhafter gestalten und beginne, die Dichtmasse zu suchen, von der ich mir sicher bin, dass sie an Bord ist. Nach einer Weile finde ich die Tube Sikaflex, die seit zwei Jahren abgelaufen und deren Inhalt steinhart ist. Damit ist klar, wir müssen mit unserem Regenwald leben, bis wir einen Baumarkt finden.

In einer ruhigen Minute kann ich mich duschen. Es fühlt sich toll an. Dann habe ich meine Nachtwache und werde mehrfach mit Seewasser überschüttet. Schon bin ich wieder gesalzen und der Effekt der Dusche ist dahin. An den weiteren Umständen ändert sich nichts, die dritte Nacht ist genau so ruhig wie die ersten beiden Nächte. Zumindest sieht die Kurslinie auf dem Bordcomputer am nächsten Morgen ein wenig besser aus, die wenigen Meilen in Richtung Osten haben wir uns hart erkämpft. Es ist noch ein weiter Weg nach Aruba. Das dritte Etmal liegt bei 79 Meilen.