Wir genießen immer noch die Zeit vor Anker in Portimao. Es ist schwer, das nicht zu tun. Sanft wiegen uns die Wellen in den Schlaf, es herrscht kein unangenehmer Schwell. Einzig die Kaltwasser-Borddusche von Sissi ist ein kleines Problem. Dafür haben wir aber ein Dinghi, mit welchem wir in die Marina fahren können. Dort leihen wir uns von anderen Seglern die Codekarte für die Duschen. Ich muss sagen, die Duschen in der Marina in Portimao sind die besten Duschen, die wir seit Belfast (!) genutzt haben.
Und dann sind da noch die Reparaturen. Ich bin ein wenig unzufrieden mit der Arbeit der Werft hinsichtlich des Windgenerators.
Auf dem Weg von Guernsey nach Roscoff waren die Schrauben lose, die die Stütze des Windgenerators mit Sissi verbinden. Das gab Vibrationen ohne Ende und die Stütze wackelte wie blöde hin und her. Wir haben die Schrauben nachgezogen, eine verlorene Schraube ersetzt und danach vibrierte nichts mehr. Sie haben sich seit Roscoff auch nicht mehr losvibriert. Wieso halten eigentlich die selbst festgezogenen Schrauben besser, als die von der Werft geschraubten? An der Windfahne, die wir selbst montiert haben, hat sich nicht eine Schraube gelöst.
In der Ankerbucht fiel uns auf, dass der Windgenerator oben wild hin und her wackelt. Auch dort hatte sich eine Schraube verabschiedet und musste ersetzt werden. Ist ganz schön hoch, wenn man da rauf klettert. Ich mag die Höhe nicht.
Ansonsten ist die Aussicht vom Ankerplatz aus grandios. Auf der einen Seite die tollen Felsen, die den Strand einrahmen. Auf der anderen Seite das Meer, das hinter den Wellenbrechern wogt und manchmal auch über die Wellenbrecher rüber schwappt. Dann der Blick auf die Einfahrt, wo immer wieder Fischer ein- oder ausfahren. Anhand der Größe der mitgezogenen Möwenwolke lässt sich abschätzen, wie gut der Fang des Tages gewesen ist.
Rein gesellschaftlich ist das Leben an der Ankerkette vollkommen anders als das Leben in der Marina. Man kann sich das an Land etwa so vorstellen wie den Unterschied zwischen einer innenstadtnahen Wohnung und einem Haus in einem Vorort mit viel Grün drumherum.
In der Marina kann man mal eben zum Nachbarn rüber spazieren, einen Kaffee trinken oder nach einem dringend benötigten Werkzeug fragen. Verlässt man die Marina, ist man in wenigen Schritten in der Stadt und hat alle Errungenschaften der Zivilisation. In der Marina kommen die Nachbarn regelmäßig vorbei – sei es nur für einen kleinen Schwatz.
Vor Anker ist man alleine. Die Leute kommen nicht mit ihren Dinghis aus der Marina raus, um einen Kaffee zu trinken. Das ist natürlich auch positiv zu bewerten, denn wenn sie keinen Kaffee trinken kommen, kommen sie auch nicht, um die Biervorräte zu dezimieren oder den Kühlschrank leer zu essen.
Will man den durchschnittlichen Segler motivieren, seinen Standort zu verändern, will das wohl geplant werden. So wie etwa der heutige Tag: Steffi von der Bigfoot wird heute 50 Jahre alt und hat zu einer Beach-Party eingeladen. Zu einem solchen Anlass werden auch in der Marina die Dinghis klar gemacht.
Wir werden hier noch bis morgen Abend bleiben, dann fahren wir wieder rüber nach Lagos in die Marina. Dort haben sich inzwischen Postpakete für uns gesammelt, die wir abholen müssen.