Juniedabaaag?

Oder auf gut Englisch: “Do you need a bag?” Die Frage bekommen wir im Supermarkt an der Kasse immer wieder gestellt. Brauchen wir natürlich nicht, denn wir sind gut ausgestattet und kommen ohne die blöden Plastiktüten aus.

Baaag

Der Schotte spricht die Worte etwas härter aus, auf Islay klingen sie dann noch etwas härter, als auf dem Mainland. Bei meinem ersten Besuch auf Islay stand ich an der Kasse und wusste mit den Worten “Wannabaaag?” gar nichts anzufangen. Die Kassiererin hat mir dann die Plastiktüte gezeigt und mich mit Zeichensprache gefragt. Natürlich habe ich die Vokabel inzwischen gelernt.

Selbstverständlich laufe ich gerne mit diesen schönen Taschen durch Port Ellen und grüße hiermit alle Ex-Kollegen!

Jetzt sitzen wir fest. Auf Islay.

Irgendwo muss in einer Bibliothek das Buch “Zen oder die Kunst ohne Wind zu segeln” stehen. Leider nicht in meiner. Ein anderes deutsches Boot ist heute in Port Ellen reingekommen, wo wir seit gestern liegen. Die konnten segeln, so haben sie jedenfalls erzählt.

Das Wetter hier auf Islay ist toll. Die Sonne lacht vom Himmel, es weht kaum ein Lüftchen und nach Regen sieht es auch nicht aus. Genial daran ist, dass die Wetterlage sich wohl die ganze kommende Woche nicht ändern wird. Deswegen sitzen wir fest, denn wir wollen keinen Diesel verfeuern, nur weil der Wind ein wenig schwächelt.

Port Ellen Marina

Zugegebenermaßen gibt es schlimmere Schicksale, als auf Islay fest zu sitzen. Wir haben heute einen Spaziergang in die Laphroaig-Distillery gemacht und uns durch die Räumlichkeiten führen lassen. Wegen mir hätten wir die Führung auslassen und gleich den Whisky probieren können. Ich habe die Tour schon zweimal gemacht. Für Jens war es das erste Mal. Da man bei Laphroaig alles fotografieren darf (bis auf den Tourguide), hatte ich aber das Vergnügen, die eine oder andere schöne Impression mitnehmen zu können.

In den nächsten Tagen soll es vielleicht regnen, vielleicht auch nicht. Das ist eine klassische schottische Wettervorhersage. Und wenn es regnet, dann ist der Zustand nicht von Dauer.

Sehen wir die Sache positiv: Wir haben noch sieben Destillerien nicht besucht. Wenn wir jeden Tag ein bis zwei besuchen, haben wir den Rest der Woche zu tun. Der Busfahrplan ist einigermaßen übersichtlich. Außerdem gibt es eine Brauerei hier, die ich noch nicht kenne. Ich gebe das Geld lieber für Marinagebühren als für Diesel aus. Die Duschen hier sind hervorragend.

Wer uns also auf dem AIS nicht oder noch in Port Ellen findet, der hat keinen Fehler gemacht. Wir warten hier, bis der Wind passt. In einem Internetforum konnte ich mal folgende weise Worte lesen:

Der Segler mit Zeit hat immer den richtigen Wind.

Bad news, good news

Seit vorgestern liegt Sissi in Oban in der Transit-Marina (North Pier Pontoons). Die Übernachtung kostet dort für uns knapp 40 Pfund, dafür ist die Lage aber hervorragend.

Sissi in der Oban Transit Marina

Wir konnten unsere Vorräte ergänzen, das Schiff reinigen und uns auch. So weit, so gut. Für den heutigen Tag war vorgesehen, dass wir einen Schlag von ca. 50 Meilen nach Port Ellen (Islay) machen. Die vorgesehene Abfahrtszeit war aufgrund der Tide um die Mittagszeit, wir schliefen also aus und ich machte uns den Morgenkaffee.

Irgendwie schmeckte der Kaffee komisch. In meiner Müdigkeit konnte ich das nicht so recht einsortieren. Jens kostete und spuckte den Kaffee aus. Salzwasser-Kaffee. Das ist bad news.

PANIK!!!

Wie kommt Salzwasser in unseren Frischwassertank? Gestern Abend hat die Wasserpumpe genervt, sie ist jede Minute für einen kurzen Augenblick angesprungen. Also habe ich sie abgeschaltet und damit auch den Druck aus unserem Wassersystem genommen. Wir vermuten, dass über eine Verbindungsleitung, die für das Spülen des Watermakers nach Gebrauch zuständig ist, Salzwasser in den Tank gelaufen ist, weil die Druckpumpe den Druck im System nicht gehalten hat. Bäh. Wer den Salzkaffee kosten möchte, nehme fünf Esslöffel Salz für eine normale Kanne Kaffee. Bäh.

Also haben wir den Tank entleert, ich fand ein paar undichte Schlauchverbindungen am Watermaker-System und habe diese nachgezogen. Anschließend haben wir den Tank mehrfach mit Frischwasser gespült und neu gefüllt.

Losfahren mochten wir nicht. Der Hafenmeister hat uns einen Mechaniker empfohlen, der jedoch erst gegen 17 Uhr Zeit für uns hatte.

Atlantic Marine Oban – Ian MacAra

Ian MacAra kam zu uns, schaute in das Schlauchgewirr und stellte einige kluge Fragen. Anschließend diskutierten wir das Für und Wider einer Öffnung des Systems. Wir haben uns dagegen entschieden, im Augenblick ist wieder alles dicht und das Wasser nicht salzig. Obwohl er eine halbe Stunde bei uns an Bord war, hat er keine Rechnung gestellt (“ich habe doch nichts gemacht”) und ich musste ihm eine Büchse Apfelwein fast aufdrängen.

Wir fahren morgen nach Islay und werden guten Segelwind haben. Das ist good news.