St. Anne

Vor der Marina in Le Marin vorgelagert ist ein beliebter Strand, an dem auch gerne geankert wird. Um dort hinzukommen, muss niemand vor St. Anne ankern, es geht auch mit der Buslinie A von Le Marin aus, die Haltestelle ist gleich am Hinterausgang der Marina. Ich empfehle die Nutzung des Linienbusses, denn der Ankerplatz ist mir – mmmh – ein ganz klein wenig zu belebt.

Ankern vor St. Anne

Ich möchte hier meinen Anker nicht in den Sand graben. Das ist mir zu kuschelig. Die Buslinie A lässt uns am Busbahnhof raus, dort steigen wir in einen Kleinbus, der uns zum beliebten Strand “Les Salines” bringt.

Ein kurzer Gedanke an den Besuch einer Strandbar verflüchtigt sich, wir spazieren einen schattigen Weg entlang, an dem wie in Südfrankreich links und rechts die Autos geparkt sind. Der Franzose an und für sich geht gerne an den Strand, der Weg zum Auto darf nur nicht die 100 Meter übersteigen, nach denen die Wegstrecke unzumutbar lang wäre. Immerhin hat fast jeder eine schwere Kühltasche zu schleppen.

Strand in Les Salines

Irgendwann kommen wir an eine Absperrung, die den Autofahrern die Durchfahrt verbietet. Wir spazieren weiter, der Strand wird sofort merklich leerer.

Strand jenseits der Parkplätze

Zwischen den beiden obigen Bildern liegen etwa 500 Meter Wegstrecke. Man muss das nicht glauben, aber es ist so. Die Franzosen sind richtig fußkrank. Wir sind es nicht, spazieren den Küstenpfad weiter. Aus dem breiten, mit Fahrzeugen befahrbaren Weg wird ein richtiger Pfad. Wir begegnen immer weniger Menschen.

Wanderweg

Einerseits ist es ziemlich unmöglich, sich zu verlaufen. Auf der linken Seite haben wir immer das Meer, auf der rechten Seite Gestrüpp. Dennoch ist der Weg gut beschildert, auch Entfernungsangaben und Hinweise zu Sehenswürdigkeiten fehlen nicht. So etwa erwarten wir an einer Landspitze, eine Kapelle sehen zu können. Eine richtige Kapelle ist es nicht, aber sie ist Petrus gewidmet.

Kapelle

Für den Aufstieg auf die Steilküste gibt es aber auch noch eine weitere optische Entschädigung. Einen tollen Blick auf die Bucht, an der wir in der letzten Stunde entlang gelaufen sind.

Strand. Einsam wie im Reiseprospekt.

Die Vegetation unterscheidet sich natürlich gewaltig von der in Südfrankreich. Durch den häufigen Regen ist es vor allem sehr grün, wenn ich es mit Korsika im Herbst vergleiche. Und Kakteen in dieser Größe gibt es dort auch nicht.

Kaktus

Irgendwie kommt mir Martinique wie ein kleiner Fremdkörper in der Karibik vor. Es ist alles so französich. Und doch ist es karibisch. Ich weiß nicht so recht, wo ich das jetzt in meinem Kopf hinstecken soll.

Auch die hiesigen Franzosen arbeiten anders, als die in Europa. In Europa ist es kein Problem, als Ausländer mit den Franzosen Französisch zu sprechen. Hier schalten sie meiner Meinung nach viel zu schnell auf Englisch um, wenn ein Tourist vor ihnen steht.

Steilküste

Lässt man aber die Einheimischen weg und nur die Landschaft sprechen, ist das Karibik-Gefühl wieder da.

Bescheuertes Selfie auf Martinique

Also wandern wir weiter, es liegen noch einige Kilometer vor uns und der letzte Bus des Tages fährt schon um 18:30 Uhr. Französische Verhältnisse halt.

Mangroven

Der Wanderweg wird gesäumt von Mangroven. Es sind die ersten Mangroven, die ich in freier Wildbahn sehe. Der Tümpel ist außerdem eine Brutstätte für alle möglichen Mücken, die uns in der Marina bzw. am Ankerplatz jedoch verschonen. Sie fliegen dann doch nicht kilometerweit für eine Mahlzeit, sondern nehmen sich die Menschen, die direkt vor ihrer Tür wohnen.

Reiher

Auch eine größere Reiherkolonie findet sich in den flachen Gewässern, die nicht mit dem Meer verbunden sind, sondern nur über Regenwasser aufgefüllt werden.

Vor St. Anne finden wir nach der Wanderung noch eine Strandbar. Wir waren lediglich sechs oder sieben Kilometer weit unterwegs, bei Temperaturen um 30°C ist das allerdings genug. So erfrischen wir uns mit einer Orangina und dann fahren wir mit dem letzten Bus des Tages in die Dunkelheit zurück zu Sissi. Ein schöner Tag.

Kebap

Was braucht ein Frankfurter Bub, wenn er sich mal wieder so richtig wohl fühlen möchte – Nahrung wie in der Heimat. In Frankfurt kenne ich ein Dutzend guter Dönerläden, den letzten Döner auf unserer Reise hatte ich in Santiago de Compostela.

Direkt gegenüber dem Eingang der Marina in Le Marin befindet sich ein Kebap-Laden. An unserem Ankunftstag hatte er abends geschlossen. Jens und ich haben entschieden, dass wir am folgenden Tag, wenn Jörg Burti nach Fort de France bringt, einen Döner zu Abend essen. Doch am Abend hatte der Dönerladen wieder zu. Erst ein Gespräch mit der Joint Venture II brachte ein erhellendes Ergebnis. Der Dönerladen macht jeden Mittag auf, es wird genau ein Dönerspieß gegrillt und verkauft, dann macht der Laden wieder zu.

Dönerladen – geöffnet

Also fallen wir um die Mittagszeit im Dönerladen ein. Es herrscht recht viel Betrieb, das Restaurant scheint beliebt zu sein. Auch auf dem Spieß ist nicht mehr allzu viel drauf, wir hätten keine Stunde später dort einfallen dürfen. Wir bestellen drei Döner und drei Orangina.

Geripptes auf Martinique

Wir staunen nicht schlecht, als wir die Gläser für unsere Getränke an den Tisch gebracht bekommen. Echte Gerippte, die für einen mir vollkommen unbekannten Cidre werben. Und das tausende Kilometer von der Frau Rauscher entfernt.

Orangina ist Frankreich

Und schon stellt sich wieder das Frankreich-Gefühl ein. Orangina ist so französisch wie Baguette, Camembert und Rotwein. Es schmeckt einfach! Diese aus einem Schoppeglas auf Martinique zu trinken, hat natürlich auch seine besonderen Reize.

Der ausgesprochen freundliche Wirt bringt uns dann den Döner an den Tisch. Es ist eher eine Kreuzung aus Pom-Döner und Dürum-Döner, denn die Pommes sind gleich mit dem Dönerfleisch und dem Salat in den Fladen eingerollt.

Döner. Lecker. Mmmmmmh.

Auf dem Döner ist eine leckere Chili-Sauce und kein Ketchup, wie es in Santiago war. Die Pommes sind labberig-lecker und das Fleisch ist sehr gut. Ein Döner, wie man sich ihn in der Karibik nicht besser vorstellen kann. Ich möchte da noch einmal hin.

Busfahren auf Martinique

Ich bin begeisterter Motorradfahrer und habe zigtausend Kilometer auf französischen Straßen zurückgelegt. Dabei sind mir immer die Linienbusse aufgefallen, die ich dann mit hoher Geschwindigkeit überholt habe. Blitzblank waren sie immer geputzt, der Lack makellos. Die Klimaanlage brummte hörbar auf dem Dach. Busfahren in Frankreich muss eine tolle, bequeme Angelegenheit sein. Martinique ist Frankreich.

Uferstraße in Le Marin, Martinique auf dem Weg zur Bushaltestelle

Busfahren in Frankreich hat auch Nachteile. Auf dem Land sind die Fahrpläne sehr dünn, nur wenige Verbindungen am Tag erreichen die abgelegenen Dörfer. Es ist oft schwer, an Linienpläne, Fahrpläne und Fahrpreisauskünfte zu kommen. So habe ich es in Frankreich ebenfalls erlebt.

Südfrankreich pur.

Wir finden nach hartnäckiger Recherche im Internet einen Busfahrplan für die Buslinie BKJ, die uns nach Vauclin bringen soll. Auf Martinique gibt es lokale Buslinien, die sind nummeriert. 31, 32, 33, 54 und so weiter. Dann gibt es noch überregionale Buslinien, die haben Buchstaben. F, G, H oder eben BKJ. Um es noch etwas komplizierter zu machen, gibt es die Linien BKJ1 und BKJ2. Der Bus fährt etwa alle vier Stunden, das fühlt sich sehr französisch an. Unser Bus kommt pünktlich, die Klimaanlage funktioniert. Im Gegensatz zu den Bussen auf den vorherigen Inseln hat dieser Bus auch Sicherheitsgurte für die Passagiere – EU-Standard halt. Der Fahrpreis ist mit 2,10€ für die Einzelfahrt nicht überzogen.

Moderner Überlandbus

Nach einer knappen halben Stunde erreichen wir Vauclin. Den Busbahnhof, der vor den Toren der Stadt liegt. Da der Anschlussbus vor 10 Minuten abgefahren ist, laufen wir in den Ort. Es wären sowieso nur zwei Haltestellen gewesen und Anschlüsse oder Vertaktung sind in Frankreich Glückssache. Auch auf Martinique.

Uferpromenade in Vauclin

Beim Spaziergang an der Uferpromenade kommt uns ein Bus der Linie entgegen, mit der wir an einen bestimmten Punkt fahren wollten. So haben wir uns das am Busbahnhof ausgedacht, während wir den Linienplan studiert haben. Die Busfahrerin hält mitten auf der Straße an, sammelt uns ein und erklärt uns, dass sie nur bis zum Bahnhof fährt. Sie lässt uns auch nicht mehr raus, jedenfalls nicht vor dem Busbahnhof.

Also sind wir wieder da. Wir beschließen, mit irgendeiner Buslinie noch eine Überraschungsrunde zu drehen. Während wir unsere Dreiviertelstunde wartend absitzen, bewundern wir den Boxenstopp der Linienbusse. Ein mobiler Werkstattwagen ist vorgefahren.

Betankung an der Endhaltestelle

Unser Bus wird betankt, währenddessen fahren noch mehr Busse vor und sammeln sich um den Werkstattwagen.

Reifenwechsel an der Endhaltestelle

Die Busfahrer sitzen unter dem Baum im Schatten, während das Werkstattpersonal bei dem einen Bus sogar die Reifen wechselt – alle vier Reifen in einer guten Viertelstunde. Die Jungs sollten mal bei der Formel 1 anklopfen. Wenn die bei Linienbussen schon so schnell sind…

Der von uns ausgesuchte Bus fährt uns dann in die Berge. Auf schmalen und schmaleren Straßen geht es höher und höher. Okay, das Ziel heißt auch “La Haut”, was man mit “Die Höhe” übersetzen könnte. Der Ausblick aufs Meer wird wunderschön. Es ist leider ziemlich diesig.

Straße im Landesinneren

Immer wieder fahren wir an einzelnen Häusern vorbei, die entweder einen kleinen Garten oder gleich eine ganze Bananenplantage vor der Tür haben.

Bananen

Wir sehen einen kleinen Einkaufsladen, dort beschließen wir auszusteigen. Sonst haben wir auf unserer Runde keinerlei Läden oder Leben auf der Straße gesehen. Das ist ein großer Unterschied zu Inseln wie St. Lucia oder Barbados. Dort ist immer Leben auf der Straße. Hier ist Frankreich.

Der Hahn ist schon in essfertiger Größe

Aber auch auf Martinique scheint jeder seine Hühner zu haben. Sie laufen auf allen Inseln in jedem Ort auf der Straße herum und gackern.

Einkaufsladen mit Katze

Eine Katze spricht uns an und erklärt uns, wo der Einkaufsladen ist. Sie streicht uns über die Beine und lässt sich sogar hochnehmen. Dann sehen wir, dass es gar keine Katze ist, sondern ein junger Kater. Der Motor läuft auf Hochtouren.

Der Kater hält uns vom Einkaufen ab

Endlich ist es dem Katerchen genug. Wir können unseren in der drückend schwülen Hitze erworbenen Durst im Kaufladen löschen. Lustig, dass die das lokale Bier auf Martinique “Lorraine” nennen. Lothringen. Es schmeckt auch ein wenig wie Kronenbourg.

Lorraine

Als wir gerade mit dem Bier fertig geworden sind, kommt der Bus schon wieder vorbei. Wir hatten gerade mal 70 Minuten Zeit in diesem verschlafenen Nest. Die 70 Minuten haben aber den ganzen Tag aufgewertet.

Für die Rückfahrt nehmen wir wieder die Buslinie BKJ. Diesmal ist es eine BKJ1, wir hatten auf dem Hinweg die BKJ2. Beim Busfahrer löse ich drei Fahrkarten nach Le Marin und bezahle den erwarteten Betrag. Eine halbe Stunde später wirft uns der Busfahrer kurz vor Fort de France raus, er hat Endstation. Ich frage ihn nach Le Marin, er schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Nach einer weiteren halben Stunde Wartezeit bringt uns dieser Bus dann den ganzen Weg zurück bis Le Marin. Es ist der letzte Bus des Tages (um 17:00 Uhr). Busfahren auf Martinique ist wie Busfahren in Frankreich. Gut gekühlt verlassen wir den klimatisierten Bus und laufen in die Marina.