Dienst Technische Inspectie

DTI. Das erinnert mich ein wenig an Kuba, dort hieß eine Behörde DIT. Natürlich hat die DTI nichts mit der kubanischen Geheimpolizei zu tun, außer dass die gleichen Buchstaben verwendet werden. Trotz der unterschiedlichen Reihenfolge habe ich negative Assoziationen damit. Außerdem bringe ich nicht gerne ein Auto zur Hauptuntersuchung, dass meiner Meinung nach die Plakette nicht verdient hat. Also das die Plakette in Deutschland nicht bekommen würde. Das ist schließlich mein Maßstab für „verdient hat“. Aruba und Deutschland sind zwei verschiedene Paar Schuhe, ich bereite das Auto nach den hiesigen Maßstäben für die Inspektion vor. Der Verkäufer sagte, dass ich lediglich die Scheinwerfer umbauen muss (von Xenon auf Halogen, Xenon ist in Aruba nicht erlaubt). Außerdem müssen neue Schonbezüge auf die Sitze gezogen werden.

Die neuen Schonbezüge.

Edward hilft mir beim Umbau der Scheinwerfer. Er freut sich darüber, dass ich ihm das Xenon-Zeugs schenke. Ich freue mich darüber, dass ich mir die Finger nicht schmutzig machen muss. Soraida hat einen Termin für mich gleich morgens um 8 Uhr ausgemacht, wenn die Leute von der DTI ihre Arbeit beginnen.

Kaffee. Viel Kaffee ist nötig, damit ich morgens vor Sonnenaufgang in die Gänge komme.

Ich stelle mir den Wecker auf 6:30 Uhr. Während ich den Kaffee koche, merke ich, dass es eine mir vollkommen fremde Uhrzeit ist. Das Licht ist ungewöhnlich, die Sonne hat es noch nicht über den Hooiberg geschafft. Die erste Kanne frisch gemahlenen Kaffees trinkt sich praktisch von selbst, eine zweite Kanne teile ich unter mir und dem Togo-Becher auf. Dann bin ich bereit und fahre die Kutsche zum TDI. Nein, DTI, das andere ist ein Volkswagen.

Freiluft-Amtsstube

Ich muss außen um das Gebäude herumlaufen, um zur Freiluft-Amtsstube zu kommen, bei der die Papiere abgegeben und das Auto angemeldet werden. So weit, so gut. Die Papiere sind einwandfrei in Ordnung, ich hätte von Soraida nichts anderes erwartet. Sie ist schließlich ein Profi. Dann darf ich das Auto vor die Tür mit der Nummer 3 fahren. Da mein Papiamento für die Konversation nicht ganz ausreicht, bekomme ich die Anweisungen in englischen Worten wie für Kleinkinder erklärt. Es ist 7:55 Uhr.

Das Auto wartet darauf, dass ein Prüfer Zeit findet.

Anschließend darf ich außen um das Gebäude laufen und warten. Es gibt nur eine einzige Stelle in Aruba, die die Hauptuntersuchungen durchführt. Ein anderer Wartender, seines Overalls nach beim örtlichen Wasserversorger angestellt, wartet ebenfalls angestrengt und lästert über die staatlichen Beschäftigten, die es mit der Arbeit nicht besonders eilig haben. Es sieht so aus, als würden sie gleich nach Arbeitsbeginn in die Frühstückspause gehen. Neben uns steht eine Frau, die sehr ungeduldig wirkt. Wir alle haben unseren Termin um 8 Uhr, die Uhr zeigt inzwischen 8:15 Uhr.

Es ist 8:20 Uhr. Die Prüfungen der Autos laufen auf Hochtouren.

Um 8:25 Uhr wird es der ungeduldigen Frau zu bunt. Sie geht zur Freiluft-Amtsstube und beschwert sich über die Wartezeit. Der Wasserwerker neben mir lacht und meint, er würde das nur mit einem fabrikneuen Wagen machen. Sein alter Wagen würde die Inspektion niemals bestehen, wenn er sich beschweren würde. Die Frau scheint jedoch alles richtig gemacht zu haben, die Prüfung ihres Wagens beginnt sofort. Dann läuft auch ein Mitarbeiter zu meinem Auto und zu dem des Wasserwerkers. Als erstes werden die Fahrzeuge desinfiziert.

Die Hauptuntersuchung läuft. Mein Auto ist auf dem Bremsen-Prüfstand (rechts, Scheinwerfer sind an), das Auto der ungeduldigen Frau hat die Bremsprobe schon hinter sich.

Kommen wir einmal zu den Mängeln. Neben den recht abgenutzten Bremsscheiben sind die Reifen meiner Meinung nach zu schlecht. Zwei der vier Reifen haben praktisch kein Profil mehr. Außerdem sind alle vier Reifen unterschiedlich – unterschiedlich alt, es sind unterschiedliche Hersteller und überhaupt. Das Auto fährt nicht geradeaus, wenn das Lenkrad in der Geradeaus-Position ist. Überhaupt zieht es bei der Fahrt ein wenig nach rechts. Mit den Xenon-Scheinwerfern waren die Straßen schon schlecht ausgeleuchtet, mit den Halogen-Scheinwerfern sehe ich genauso wenig in der Nacht. Auch ist der ausgeleuchtete Bereich nicht das, was ich aus Deutschland kenne. Die Sicherheitsgurte auf den Rücksitzen sind hinter der Rückenlehne gut versteckt, die Gurtschlösser existieren gar nicht mehr. Warndreieck, Warnweste und Verbandskasten sind natürlich auch nicht im Auto. So weit, so gut. Schon Edward hat mir signalisiert, dass ich ein sehr gutes Auto gefunden habe. Er hat eine Menge Erfahrung im Basteln an schrottreifen Fahrzeugen und kann Schrott von einem tollen Fahrzeug unterscheiden.

Bestanden!

Nach der Prüfung von Bremsen und Licht fährt der Prüfer einen coolen Schlenker um die Grube herum, parkt den Wagen auf meiner Seite des Gebäudes und teilt mir mit, dass der Wagen bestanden hat. Ich freue mich und schicke Soraida gleich eine Mitteilung. Dann müssen die Papiere noch geändert werden, sie laufen noch auf den Vorbesitzer – jetzt laufen sie auf Soraidas Namen. Damit ist das Auto nun komplett legal. Oder wie Edward sagt, es ist legaler als ich unterwegs.

Es bleibt noch anzumerken, dass der Wagen des Wasserwerkers erwartungsgemäß keine Plakette bekommen hat, weil der Sicherheitsgurt auf der Fahrerseite verklemmt ist. Er hat nun 30 Tage Zeit, den Sicherheitsgurt wieder gängig zu machen und den Wagen erneut vorzuführen. Damit ist er zufrieden. Außerdem hatte er Recht mit seiner Einschätzung der Situation. Die ungeduldige Frau hat eine Mängelliste mitbekommen und ist ziemlich wütend davongefahren. Anscheinend hat man ihr die Beschwerde übel genommen.

Der Tacho. Nach der Hauptuntersuchung ausgefallen.

Eine bestandene Hauptuntersuchung ist kein Grund, dass nicht gleich der Tacho ausfallen könnte. Auf dem Rückweg zu Sissi war es soweit. Macht nichts, die Plakette klebt und weiß nichts vom Tacho. Jetzt warte ich auf den Mann, der unser Rigg reparieren soll. Er will heute vorbeikommen, hat aber keine Uhrzeit genannt. Auf Aruba völlig normal. Ich kann mich da immer noch nicht richtig dran gewöhnen.