Das mit dem tropischen Klima erklärt einem keiner vorher so richtig. Klar, es ist dort im Winter warm, deswegen fahren die Leute dahin in den Urlaub und erzählen hinterher allen Leuten, wie toll es gewesen ist. „Wir waren auf Martinique. Der Atlantik hatte genau die richtige Badetemperatur. Wir haben Schildkröten gesehen. Jeden Tag war es mindestens 28°C warm. Die Klimaanlage im Hotel war etwas kalt eingestellt, dabei haben wir uns erkältet.“ Oder so ähnlich.
Ich möchte nicht zu viel meckern, aber Jens und ich sehen uns jeden Abend in den Tagesthemen die Wettervorhersage für Deutschland an, damit wir unserem Wetter wieder mehr Freude abgewinnen können. Eigentlich will ich nur meckern.
Wenn morgens ab 9 Uhr die Sonne etwas höher steht, verwandelt sich Sissi sofort in eine Sauna. Die Dachluken müssen in der Nacht geschlossen bleiben, denn es regnet in der Karibik ständig und dazu mit großer Stärke. Die Luftfeuchtigkeit ist um die 80% – je nach Temperatur. Auf dem Foto ist sie nur bei 74%, das macht das Leben aber nicht viel angenehmer. Ab 11 Uhr kann man sich eigentlich nicht mehr bewegen. Auf der Straße sind nur noch wenige Menschen unterwegs, die meisten befinden sich irgendwo im Schatten.
Am Nachmittag kehrt gegen 15:30 Uhr das Leben zurück auf die Straßen. Langsam, denn es ist immer noch über 30°C warm. Alleine der Gedanke, die Wasserflasche holen zu gehen, führt zu Schweißausbrüchen und Erschöpfung. Der Gedanke an wie auch immer geartete Bewegung erschöpft sofort. Und dann kann es innerhalb weniger Minuten wieder zu einem Starkregenereignis kommen.
Der Himmel verdunkelt sich und innerhalb von Sekunden fällt das Wasser vom Himmel. Das dauert zwar niemals lange, führt aber zu Frustration und Energielosigkeit.
Also ruhen wir uns aus. Wir genießen unsere Ruhe. So schön es ist, Besuch zu haben, so schön ist es auch, wenn der Normalzustand wieder hergestellt ist und das Leben in normalen Bahnen verläuft.
Außerdem machen wir in aller Ruhe die Vorbereitungen für die nächsten beiden Etappen. Hier auf Martinique sind die Versorgungsmöglichkeiten hervorragend und nach jedem Besuch im Supermarkt haben wir noch Ideen, was wir außerdem noch bevorraten könnten. Wir haben eine Inventur unserer Konserven durchgeführt, die zu teils überraschenden Ergebnissen geführt hat. Außerdem haben wir von einigen Zutaten nur noch erschreckend wenig an Bord – das müssen wir noch ändern.
Ein wesentliches Ergebnis der Inventur ist, dass wir viel zu wenig passierte Tomaten haben für den erwarteten Pastabedarf. Ein anderes Ergebnis ist, dass wir hier auf Martinique noch einmal schön Haggis essen können. In unseren Beständen befinden sich noch vier Dosen!
Energieprobleme haben wir auch beim Antrieb. Um unser nächstes Ziel Kuba zu erreichen, benötigen wir eine ordentliche Wettervorhersage für ein paar Tage. Frühestens werden wir hier am Freitag abfahren können, vorher herrscht ziemlich Flaute.
Dafür wurden wir heute früh um 5:30 Uhr geweckt. Ein übervoll mit Lautsprecherboxen ausgestatteter LKW fuhr vor der Karnevals-Pyjamaparty her und beschallte das komplette Ufer. Die Bässe dröhnten, unsere Mastspitze wackelte im Takt. Eine weitere lautstarke Parade in einer nicht enden wollenden Folge von lärmender Musik, die seit Tagen durch den Ort gefahren wird. Heute erwarten wir noch eine Party, dann wird der Karneval zu Grabe getragen. Was für ein Glück!
Nachtrag: Seit ich vor einer guten Stunde über das Wetter gemeckert habe, hat es nicht mehr aufgehört zu regnen.
Herrlich, wie ehrlich ihr die Situation beschreibt. Ungeschminkt. Und trotzdem beneidenswert für die Daheimgebliebenen.
Waren gerade in Deutschland. Erfrischend, bei 5°C und blauem Himmel und klarer Luft durch eine aufgeräumte Stadt zu gehen. Voller Energie. Der Trick ist es, wie ihr ja richtig schreibt, die Restenergie, die hier in der Karibik noch vorhanden ist, zwischen 06:00 Uhr und 10:00 Uhr und 17:00 und 21:00 Uhr in Aktivität umzusetzen, so kommt man auch auf einen vollen Arbeitstag – wenn man ihn denn braucht. Sonst kann man ja einfach nur so dasitzen und nichts machen. Geht auch gut.