Die Überschrift für diesen Beitrag brummt schon seit ein paar Stunden in meinem Kopf herum. Ich weiß aber noch nicht so recht, wie ich ihn beginnen soll. Am besten, ich beginne am Anfang.
Am Anfang war der Autovermieter. Wir sind ja in der Marina Puerto Calero gelandet, die ist so ziemlich von allem weit entfernt, was wir ansehen wollen. Lediglich der Weg zur Bushaltestelle ist einigermaßen kurz, der Bus fährt aber nur einmal in der Stunde. Es gibt nur einen kleinen Supermarkt in der Marina, der nächste Supermarkt außerhalb ist schon vier Kilometer weg. Außerdem wollen wir uns die Insel ansehen. Also bin ich zum örtlichen Autovermieter gegangen und habe mir ein Speed-Dinghi gemietet. Es hat Platz für vier Personen oder zwei Personen und unsere lädierte Genua. Den Preis von 110€ für eine Woche finde ich nicht überzogen. Das zahlt man hier auf der Insel auch, wenn man sich eine Karre außerhalb der Marina besorgt – nur muss man da noch mit dem Bus hinfahren, um sie abzuholen bzw. zurück zu bringen.
Der Autovermieter ist ein fauler Mensch. Nachdem er meine Kreditkarte durch das Gerät gezogen hat, drückt er mir den Autoschlüssel in die Hand. Ich frage noch nach einer Übergabe, er sagt mir, dass der Wagen hinter dem Haus rechts steht. Na gut. Dann finde ich eine Menge Schäden von den Vormietern, die ich fotografiere. Ich gehe zurück zu ihm ins Büro, störe ihn beim Daddeln mit seinem Handy und bitte ihn, die Schäden zu notieren. Er antwortet mit den Worten „It’s okay. It’s full casco“. Na gut.
Wir finden zwar weder Festmacher noch Fender, doch wir kommen gut aus der Marina. Den Mast vermissen wir auch und ich vermisse ganz besonders den Autopiloten im Auto. Dafür zeigt Navionics aber einen ganz guten Speed an. Ein Motorboot halt. Jens und ich sitzen seit Frankfurt zum ersten Mal wieder in einem Auto.
In rasender Fahrt passieren wir Arrecife, den größten Ort der Insel, auf der Umgehungsstraße und sehen einen Baumarkt, einen IKEA und noch andere große Läden. Wir sind uns einig, dass wir dort noch einmal hin müssen.
In den Baumarkt müssen wir sowieso, denn unser 10er Schlüssel ist im Hafenbecken von Lagos tauchen gegangen. Außerdem haben wir eine Spur verlorener Schrauben im Atlantik hinter uns hergezogen. Die vibrieren sich bei Sissi genau so schnell ab, wie bei einem Motorrad aus Milwaukee. In Lagos bei der Kontrolle waren sie noch fest, in Puerto Calero haben sie schon gefehlt. Dumm gelaufen. Langsam gehen uns die M6-Schrauben aus. Auch von den M10 haben wir nicht mehr viele. Aber zuerst wollen wir noch etwas Sightseeing machen.
Wir haben so viele schöne grüne Landschaften gesehen, dass wir uns über das vollkommen andere Ambiente auf Lanzarote freuen. Es ist etwas ganz Eigenes, überall dominieren die Farben Braun, Schwarz und Dunkelbraun. Asche, Lava. Dazwischen die Dörfer sind immer weiß gehalten. Zuerst haben wir es nur für Ferienhaussiedlungen gehalten, dann aber gelernt, dass es hier einen großen Künstler, César Manrique, gab, der die Insel vor Bettenburgen und größtenteils auch vor Hochhäusern bewahrt hat.
Auch der Aussichtspunkt Mirador del Rio ist ein Werk von César Manrique. Man hat von hier aus einen tollen Blick auf die Nachbarinsel La Graciosa. Dort befindet sich auch eine der wenigen schönen Ankerbuchten. Vielleicht fahren wir da noch einmal hin.
Eines von den weißen Dörfern muss ich unbedingt noch fotografieren. Auf dem Rückweg zu Sissi sind wir dann am Strand entlang gefahren. Auch sehr, sehr schön. Mir gefällt die Insel ungemein.
Jetzt sind wir auf dem Rückweg und ich komme nun zur Baumarkt-Geschichte. Bewaffnet mit einem langen Einkaufszettel sind wir durch die Regalreihen getigert. Schrauben, Muttern, Schraubenschlüssel, ein Extraset Schraubenschlüssel zum Versenken, Kaffeekannenhalterung für das Cockpit, Wäscheklammern, Wäscheleine und und und…
In einem Regal sehen wir Fußmatten und greifen sofort zu. Eine ordentliche Industriematte, die man mit Salzwasser tränken kann (gegen die Kakerlakeneier, in die man vielleicht reingetreten ist) und die oberhalb der Einstiegsleiter hingelegt werden kann. Schwupps ist sie im Einkaufswagen.
An der Kasse wird jedes Teil gescannt. Bei der Fußmatte fehlt aber der Aufkleber mit dem Barcode. Ich will schon losgehen, um eine andere zu holen, da sich hinter uns eine Schlange gebildet hat, doch Jens hält mich zurück – es war die letzte Fußmatte dieser Art. Die Kassiererin ruft eine Kollegin zu Hilfe. Die geht zu den Fußmatten und kommt nach ein paar Minuten mit einem dicken Fragezeichen im Gesicht. Das kommt mir spanisch vor.
Die Kollegin der Kassiererin verschwindet im Hinterzimmer. Dann kommt sie wieder. An einem PC beginnt sie, im Online-Sortiment des Baumarkts zu stöbern. Dann werden Bilder von Fußmatten mit der Google-Bildersuche durchgeschaut. Dann wird Amazon aufgerufen. Es wird wieder diskutiert. Die Schlange hinter uns wächst und wächst.
Die Aktion an der Kasse dauert nun schon eine knappe Viertelstunde. Die Kassiererin „parkt“ unseren Einkauf und baut erst einmal die Schlange ab. Jens macht den Vorschlag, doch einfach das Preisschild aus dem Regal zu nehmen. Der Vorschlag ist ja an und für sich nicht schlecht, aber für genau diese Fußmatte gibt es kein Preisschild. Letztendlich wird der Preis von irgendeiner Fußmatte in die Kasse eingegeben. Der Preis ist okay.
Nach einer halben Stunde an der Kasse kannten wir fast alle Mitarbeiter des Baumarkts. Und wir hatten die Idee zum Baumarkt-Hacking. Man kaufe einen Gegenstand bei OBI und trage ihn zu Hornbach an die Kasse. Es muss ein Gegenstand sein, den Hornbach nicht im Sortiment hat, der aber baumarktüblich ist. In Arrecife konnten wir auf diese Weise unabsichtlich sechs Menschen eine halbe Stunde beschäftigen. Wie mag das wohl bei Hornbach sein???