Wir schreiben den 1. März, es ist ein Montag. Am späten Vormittag haben wir immer noch keine Nachricht von der Marina Varadero, wo wir den Mast legen wollen. Also planen wir einen Besuch bei den Eseln ein. Ich wechsle einige Textnachrichten mit meiner Lieblingsbusfahrerin Shoraia. Natürlich möchte ich mich von ihr ins Donkey Sanctuary fahren lassen.
Kaum weiß ich ihre nächste Abfahrtszeit gibt mein Telefon wieder einmal das Geräusch einer eingehenden Nachricht von sich. Judith von der Marina Varadero meldet sich und kündigt den Krantermin für 8 Uhr am kommenden Morgen an. Das passt mir überhaupt nicht. Entweder müssen wir um 7 Uhr losfahren, damit wir rechtzeitig dort sind, oder wir fahren heute noch nach Varadero, verbringen die Nacht in der Einöde und sind dafür aber rechtzeitig vor Ort. Schweren Herzens sage ich die Busfahrt ab.
Das war vollkommen blinder Aktionismus. Kurze Zeit später kommt der endgültige Krantermin für 13:30 Uhr. Das gibt uns Zeit für den Besuch bei den Eseln, das Abnehmen des Baums und eine gemütliche Überfahrt am Dienstagmittag. Shoraia dreht mit ihrem Bus noch eine Runde, dann sitzen wir bei ihr und lassen uns kutschieren.
Sweety ist nicht mehr da. Der süße, plüschige, weiche, verschmuste Sweety fehlt mir. Er lebt jetzt in einem Stall in Holland.
Dafür kommen Swa und Socks von ihrem Dach wieder herunter. Die beiden konnten sich nie mit Sweety arrangieren.
Socks hat ein riesiges Streicheldefizit. Eine Stunde lang wechseln Jens und ich uns ab. Wir streicheln den ebenfalls kuschelweichen Kater fachgerecht durch, bis ihm am Ende die Puste ausgeht und er sich schlafen legen muss.
Die kleine Tiger wird immer größer. Sie verliert inzwischen ihr Babyfell und die kurzen Haare einer großen Eselin kommen zum Vorschein. Außerdem ist sie total zutraulich geworden. Man kann sie streicheln wie eine Katze.
Wir verbringen einen total entspannten Nachmittag bei den Eseln und wissen, dass wir am folgenden Tag tierisch arbeiten müssen. Die Vereinbarung mit der Marina sieht vor, dass wir den Kran zweimal für bis zu vier Stunden haben. Einmal kommt er, um den Mast abzunehmen und einmal, um ihn wieder an Ort und Stelle zu bringen.
Wir verlassen Oranjestad gegen 11 Uhr und sind nach einer knappen halben Stunde in der Slipanlage in Varadero. Dort darf meine Kreditkarte erst einmal bluten, die Hälfte der veranschlagten Summe ist sofort fällig. Für arubanische Verhältnisse pünktlich kommt der Kran um 13:35 Uhr am Boot an. Der Kranfahrer ist entspannt und macht diesen Job nicht zum ersten Mal.
Wenn ich arbeite kann ich nicht fotografieren. Wenn ich fotografiere, arbeite ich nicht. Also gibt es keine Fotos davon, wie wir den Mast abnehmen. Es gibt keine Fotos vom Mast, der am Haken hängt. Warum? Weil ich während der Zeit den Mastfuß in den Händen hatte und Jens das Vorstag getragen hat. Deswegen konnte auch er keine Bilder machen.
Nach einer guten halben Stunde liegt der Mast auf dem Boden und der Kranfahrer macht sich daran, seinen Kran wieder abzubauen. Da ich den Kran aber für bis zu vier Stunden bezahlen muss und sich dieser Preis nicht ändert, bitte ich den Fahrer, noch ein paar Minuten bei uns zu bleiben. Wir müssen feststellen, ob sich das Problem in 10 Minuten oder in 10 Tagen beheben lässt. Brauchen wir ein Ersatzteil? Muss ein Ersatzteil womöglich aus Europa eingeflogen werden?
Es stellt sich jedoch heraus, dass die Achse, auf der die beiden Umlenkrollen sitzen, sich lediglich in ihrer Position verschoben hat. An beiden Enden gehören Sicherungssplinte hinein, von denen einer gebrochen ist. Dadurch konnte sich die Achse verschieben und aus ihrer Position verrutschen. Ich ersetze die beiden Splinte durch kräftigere. Dann bringen wir alles wieder an Ort und Stelle, verschließen die Mastspitze wieder und sind froh, dass der Kran noch da ist.
Der Kranfahrer murmelt irgendwas in seinen nicht vorhandenen Bart, dass es für ihn das erste Mal ist, am selben Tag den Mast zu legen und wieder zu stellen, hat aber noch genug Zeitreserven auf seiner Uhr. Insgesamt brauchen wir dreieinhalb Stunden für den Spaß. Abnehmen, reparieren, stellen. Yess. Das spart uns etwa 800 Dollar.