Abtauchen auf Aruba

In unserem Exil auf Aruba geschieht nicht viel. Die Regierung hat den Einreisestopp bis Ende Mai verlängert. Also wird auch in den nächsten Wochen nicht viel passieren. Und doch ist einiges los. Zum Beispiel heute vor der Sissi. Die Ankerkette hängt schon seit über einem Monat im Hafenbecken. Algen und andere Gewächse nutzen sie und wachsen daran. Ich habe die Befürchtung, dass sich die Kette nicht mehr einholen lässt, wenn sie monatelang zugewachsen ist.

Charly hat noch 80 Liter Luft in seiner Tauchflasche. Zu wenig für einen kompletten Tauchgang, zu viel um die Flasche schon nachfüllen zu lassen. Heute kommt er zu Sissi und bürstet mir die Kette wieder sauber. Er bittet mich um ein paar Fotos von der Aktion. Gerne!

Der erste ungewollte Tauchgang ist beendet

Charly fährt das Dinghi an den Steg. Beim Aussteigen rutscht das Heck des Dinghis vom Steg weg und ein erster ungewollter Tauchgang beginnt. Leider bin ich zu langsam, um auch den Dinghispagat mit der Kamera festzuhalten. Ein Schaden entsteht nicht, Charly wollte sowieso tauchen.

Jetzt ein gewollter Tauchgang mit Ausrüstung

Der zweite Tauchgang findet genau in dem Moment statt, den Charly sich ausgesucht hat. Das Dinghi hat keinerlei Mitspracherechte mehr. Ab jetzt läuft alles nach Plan.

Vielen Dank für die Putzaktion

Nun kann ich noch ein paar Bilder machen, bevor Charly unter Wasser verschwindet. In großen Wolken treiben die Algen herum, wenn er die Kette schrubbt. Das hätte ich nicht selbst machen können, dafür ist das Hafenbecken zu tief.

Charly geht auf Tiefe

Das Unterwasserschiff am Wasserpass entlang zu schrubben ist auch ohne Tauchausrüstung einigermaßen möglich.

Während Charly auf Tiefe geht, fällt mir ein, dass ich noch die Gopro an Bord liegen habe. Die befestige ich an einem Bootshaken und kann ein Video davon drehen, wie Charly langsam schrubbend die Kette entlang getaucht kommt.

Mir gefällt, was Charly hinsichtlich des Ankers zu sagen hat. Gut eingegraben ist er. So soll das sein. Um die Elektrolyte in seinem Körper wieder zu ersetzen, bekommt er ein kaltes isotonisches Gerstengetränk. Schön. Vielen herzlichen Dank!!!

Schlechte Pumpe. Gute Pumpe.

Ein paar Tage gab es hier nichts zu lesen. Das liegt nicht daran, dass das Internet hier klemmen würde, sondern daran, dass einfach nichts passiert. Ich möchte nicht dauernd melancholische Beiträge über das Leben in Oranjestad verfassen, sondern reduziere einfach die Zahl der Blogposts. Manchmal passiert ja doch was. Bei 31.5°C und 85% Luftfeuchtigkeit hält Aruba eine Art Winterschlaf.

Bei diesen Temperaturen freue ich mich immer auf die tägliche Dusche. Bis vor ein paar Tagen konnten wir noch die Personaldusche des Hotels benutzen. Jetzt ist diese auch geschlossen und wir duschen auf unseren Booten. Die Dusche auf Sissi ist wenigstens sauber, das war im Hotel nicht so. Dafür ist das Wasser im Hotel immer durch den Abfluss abgelaufen. Auf Sissi landet es in der Bilge, am tiefsten Punkt des Schiffs.

Wir pumpen es immer mit einer rustikalen Handpumpe aus. Ein paarmal den Pumpenhebel bewegen und die Pumpe saugt wieder Luft an. Die elektrische Bilgepumpe benutzen wir nicht, sie hat einen Kurzschluss.

Gummi

Gestern pumpte ich mal wieder das Duschwasser aus der Bilge und wurde dabei nass gespritzt. Das geht gar nicht. Die dicke Gummimembran der Pumpe ist undicht. Das ist eine Katastrophe. Für diesen Gummi haben wir kein Ersatzteil an Bord. Das brauche ich nicht einmal suchen, das weiß ich. Ich zerlegte die Pumpe, um den Schaden begutachten zu können.

Loch

Bei näherem Hinsehen finde ich überall leicht beschädigte Stellen. An einer Stelle ist ein großes Loch zu sehen. Da spritzt das Wasser beim Pumpen mit ordentlichem Druck heraus.

Da stehe ich mit einer Bilge voller Duschwasser und zwei kaputten Bilgepumpen. Die Gummimembran kann ich nicht reparieren. Also zerlege ich die Innenverkleidung von Sissi und suche den Kurzschluss in der Zuleitung zur elektrischen Bilgepumpe. Ich habe einen Verdacht, der sich letztendlich erhärtet. Es ist gut, wenn man sich an den eigenen Pfusch erinnern kann, den man vor knapp drei Jahren verbockt hat. Bisher hatte ich die Arbeit immer gescheut.

Schalter für die elektrische Bilgepumpe

Mit Hilfe der nun funktionsfähigen elektrischen Bilgepumpe wird das Duschwasser in die karibische See befördert. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das auf “Auto” stehenlassen soll. Wenn die Pumpe anspringt, gibt es gleichzeitig einen lauten Alarm. Das könnte auch mitten in der Nacht passieren.

Jens hat nun die Aufgabe, ein Ersatzteil zu organisieren. Zumindest gibt es den Hersteller noch.

Hochseilakrobatik im Hafen

Heute hatten wir das Vergnügen, einer seltenen Abwechslung zusehen zu können. Charly wollte seine WLAN-Antenne wieder in die Mastspitze bringen, wo sie hingehört. Deswegen wurde zunächst die Mastleiter installiert. Wir haben es beim Morgenkaffee bemerkt und dachten zunächst, die Show sei schon vorbei. Nach dem Kaffee spaziere ich rüber zu Chapo und sehe, wie Charly sich gerade an den Aufstieg macht. Ute und Jutta sichern unten am Mast. Im Hafen passiert im Augenblick nicht viel, deswegen schaut auch der Nachbar vom Motorboot interessiert zu.

Charly steigt auf.

Charly ist gebürtiger Bayer und die Bayern haben hohe Berge, sind das Klettern und das Arbeiten in einer Seilschaft gewöhnt. Das merkt man sofort. Bayern kennen auch keine Höhenangst. Ich gehe nicht auf den Mast, dafür habe ich Jens. Der klettert in Kletterhallen und ist damit fast so qualifiziert wie ein Bayer.

Mit ruhiger, entspannter und klarer Stimme gibt Charly eindeutige Anweisungen an das Sicherungsteam, während er beim Aufstieg die letzten Handgriffe zur Montage der Mastleiter durchführt. In regelmäßigem Abstand werden Haltegurte um den Mast gelegt, damit die Leiter nicht wegrutschen kann.

Haltegurte

Jutta und Ute führen die Anweisungen von oben zügig aber ohne Hast durch. Die Kommunikation im Team ist eingespielt. Charly kommt schnell bis an die Mastspitze und bringt die WLAN-Antenne innerhalb weniger Minuten an ihren Platz. Dabei arbeitet er sorgfältig, denn ein erneuter Aufstieg in der Hitze wäre anstrengend. Der Zeitpunkt an und für sich ist perfekt gewählt, denn den ganzen Vormittag schon ist es bewölkt, die Sonne brät nicht so wie sonst.

Am Gipfelkreuz. Die Sehnsucht eines jeden Bergsteigers.

Nach wenigen Minuten ist die Montage erledigt. Während ich mich noch mit Jutta unterhalte und wir über die Vorzüge der neuen Mastleiter sprechen, gibt Charly schon von oben die freundliche Anweisung, ihn langsam wieder abzuseilen. So schnell hätte ich die Antenne nicht auf dem Cockpitdach montieren können, geschweige denn in so großer Höhe. Chapeau.

Eine Kleinigkeit vergessen.

Nach dem Rückweg zur Sissi fällt mir bei der Sichtung der Fotos auf, dass wirklich alles gut gelaufen ist. Charly geht rauf, Charly geht runter, die Antenne sitzt an ihrem Platz und abeitet. Nur die Mastleiter kann nicht mehr herunter genommen werden. Trotz aller Sorgfalt und Umsicht ist der oberste Haltegurt am Mast geblieben.

Das freut mich sehr, ich habe die Gelegenheit noch einer zweiten Hochseilshow beiwohnen zu können. Charly möchte nicht den ganzen Kletterspaß für sich alleine haben. Deswegen darf Jutta auch einmal nach oben und Charly sichert gemeinsam mit Ute.

Charly und Ute sichern

Es dauert nur ein paar Minuten, dann erreicht Jutta die Mastspitze. Sie entfernt den letzten Haltegurt, anschließend geht es wieder abwärts.

Es ist schön, wenn nicht immer nur der Alltag stattfindet.

Jutta auf dem Weg nach oben.

Dem kleinen, grünen Iguana ist das alles gleich. Er schaut mich auf meinem zweiten Weg zurück zu Sissi mit seinen Reptilienaugen an und bettelt um ein Foto. Die Sonne hat sich wieder einmal gegen die Wolken durchgesetzt.

Grüner Iguana