Gold, Platin und viel Arbeit

Auf dem Weg nach Mindelo ist uns das Spifall gebrochen. Mitten in der Nacht. Wir haben uns dann eineinhalb Stunden damit beschäftigt, den Parasailor wieder aus dem Wasser zu bekommen.

Am nächsten Morgen sah ich eine weitere Bescherung, die uns diese Aktion eingebracht hat:

Unterwant, Steuerbord achtern. Leicht defekt.

Auf der Steuerbordseite an der achteren Unterwant waren zwei Drähte gebrochen. Das war nicht gut, gar nicht gut. Damit kann man nicht weiterfahren, jedenfalls nicht mit gutem Gewissen. Ich habe weder Jens noch Jakob etwas davon erzählt, es reicht, wenn ich nicht gut schlafen kann. Komischerweise ist es keinem der beiden aufgefallen. Das hat in der Nacht wirklich einen großen Knall gegeben.

Für mich war in der Situation klar, dass wir auf die Kapverden müssen. In Mindelo gibt es die einzige Firma im Umkreis von 800 Meilen, die neue Wanten herstellen kann. Sie heißt boatCV und hat ihren Sitz praktischerweise direkt in der Marina.

Ein neues Spifall war schnell gekauft. Sie hatten das entsprechende Seil zunächst nicht in der richtigen Länge vorrätig. Da klingelten bei mir innerlich schon die Alarmglocken, aber die Dame am Tresen meinte, dass in einer Stunde eine neue Rolle Seil da wäre. So war es dann auch. Das neue Spifall wurde abgemessen und abgerechnet. Wir haben es mit Hilfe einer Angelschnur problemlos in den Mast einziehen können.

Spifall mit Goldfäden

Aufgrund der verbesserten Haltbarkeit und Reißfestigkeit werden auf den Kapverden in die Fallen dicke Goldfäden eingewoben. Aus 24-karätigem Gold. Das muss man dann als Segler mitbezahlen. Wenn man die vergoldeten Seile nicht möchte, kann man es ja 2000 Meilen weiter in der Karibik noch einmal probieren.

Die Unterwanten bestehen zu 25% aus reinem Platin. Auch das dient der Verbesserung der Stabilität. Der Mann im Bootsladen wollte mir zuerst erklären, dass er vor dem 15. Januar keine Zeit für uns und die Unterwanten hat. Als ich ihm jedoch sagte, dass wir die alten Wanten selbst abmachen und die neuen auch selbst montieren, war er auf eine Stunde herunter zu handeln. Er kam dann am Morgen vorbei, holte die kaputte Want ab und brachte zwei Stunden später schon die beiden neuen. Man muss ja immer beide Seiten tauschen, auch wenn nur eine Seite kaputt ist.

Hoffentlich kommen jetzt keine Piraten, die das Edelmetall von Sissi wieder herunterrupfen wollen. Der ganze Spaß hat zusammen 100.000$ gekostet.

Blick von oben auf Sissi. Man sieht auf dem Steg eine Unterwant liegen.

Als die Mastleiter hochgezogen war, ist Jakob ganz nach oben geklettert und hat ein paar Bilder gemacht. So sieht Sissi von oben aus.

Im Gourmetrestaurant

Wir sind Schlemmermäuler. Wir lieben gutes Essen. Und wir wollen immer gerne das Essen kennenlernen, das die Menschen vor Ort essen. Also wollten wir in Mindelo nicht irgendeine Pizzeria aufsuchen, sondern ein Restaurant, in das die Einheimischen gehen.

Gourmetrestaurant – nur echt mit Hunden vor der Tür

Als wir unseren ersten Spaziergang an Heiligabend durch Mindelo gemacht haben, ist uns dieses Restaurant erstmals aufgefallen. Es war brechend voll und es roch lecker aus der Tür. Also haben wir unser Heiligabend-Essen in diesem Gourmet-Tempel genossen. Leider waren wir kurz vor Ladenschluss dort und es gab nur noch eine Speise. Die bestand aus Hühnerschenkeln, Reis und Pommes und war total lecker.

Wir haben das Restaurant noch ein zweites Mal gegen Mittag besucht. Da war wesentlich mehr los als kurz vor Ladenschluss. Ständig kamen Leute rein, haben ihre eigenen Tupperdosen mitgebracht und Essen für die ganze Familie abgeholt. Wir bekamen toll marinierte Schweineschnitzel mit Gemüse und Reis. Jede Speise kostet nur 3€.

Im Gourmet-Tempel

Wir können diesen Laden nur weiterempfehlen. Im Gegensatz zu dem Restaurant, in welchem wir gemeinsam mit der Salty das Weihnachtsessen genossen haben, wird man hier schnell bedient. Außerdem gehen dort fast nur Einheimische hin. Passenderweise sind auf dem obigen Foto noch zwei andere Jachties zu sehen, die scheinbar ähnliche Essgewohnheiten wie wir haben.

Wegbeschreibung

Verfolgungswahn und Weihnachtsessen

Wir werden verfolgt. Das wissen wir ja schon. Wir verfolgen auch andere Boote. Virtuell, im Internet – falls wir Internet haben. Zwei unserer Verfolger sind Lena und Martin von der SY Fairytale. Es hat Martin nicht gefallen, dass wir nur über Marinetraffic tracken und derwegen unsichtbar sind, wenn wir weit draußen auf dem Meer fahren. Deswegen hat er uns ein Tracking gebaut, das wir auch über unser Satellitentelefon nutzen können. Das ist natürlich schon auf der Stalking-Seite integriert, ich möchte an dieser Stelle deswegen nur auf das Update hinweisen.

Ab sofort, also wenn wir hier in Mindelo abfahren, könnt ihr alle das neue Tracking betrachten und Sissi auf ihrem Weg über den Atlantik begleiten.

Unsere Reparaturen schreiten voran. Der Parasailor ist von Salzwasser befreit und wieder verpackt. Er hat einen kleinen Riss bekommen bei der Aktion, diesen haben wir mit Segelklebeband geflickt. Auch ein neues Spifall konnten wir kaufen, hier auf den Kapverden lassen sie sich die Seile mit Gold aufwiegen. Es ist aber der einzige Händler weit und breit, deswegen können wir das Seil dort kaufen oder es lassen. Wir kaufen lieber.

Das Wetter sieht so aus, als könnten wir an Silvester starten, möglicherweise schon einen Tag früher. Das sehen wir in den nächsten Tagen, wenn sich die Vorhersage stabilisiert. Noch ist es zu früh, eine Aussage zu treffen.

Rummelplatz mit Hüpfburg

Gestern, am 25.12., war hier auf den Kapverden ein Feiertag. Und wenn hier ein Feiertag ist, dann wird auch gefeiert. Alle Geschäfte hatten zu, das kennen wir so aus Spanien und Portugal gar nicht mehr. Auch die meisten Restaurants waren geschlossen. Ich machte mich trotzdem auf den Weg, um für uns und die Crew der SY Salty, die wir schon mehrfach getroffen haben, einen Tisch zu reservieren. Auf der Suche nach einem Restaurant ist mir laute Musik aufgefallen, die sogar bis in die Marina schallte. Die Quelle der Musik war schnell gefunden. Für die Kinder hatte man einen Rummelplatz aufgebaut. Dazu gehörte neben der Hüpfburg noch ein Autoscooter. Die Schlange am Einlass war lang.

Autoscooter – CO2-frei

Alle Kinder hatten einen Riesenspaß! Es muss nicht immer knattern und stinken, manchmal reichen auch flotte Musik und Muskelkraft.

Am Abend sind wir dann in das einzige geöffnete Restaurant gegangen, das ich gefunden habe. Wir wurden sofort an unseren Tisch gebracht und bekamen die Speisekarte ausgehändigt. Dann passierte erst einmal eine Stunde gar nichts. Nach einer Stunde kam der Kellner und hat die Bestellungen aufgenommen. Dann passierte wieder eine Stunde gar nichts. Dann kam unser Essen. Eine halbe Stunde später kamen die bestellten Getränke. Wir konnten endlich auf Weihnachten und die Überfahrt anstoßen. Eine Stunde nach Ende der Mahlzeit kam dann der Kellner wieder und räumte den Tisch ab, wir haben dann zur Rechnung noch ein zweites Getränk bestellt. Das kam dann auch schnell – gemeinsam mit der Rechnung nach nur einer halben Stunde. Zum Glück hatten wir genug Bargeld dabei, sonst hätten wir noch eine oder zwei Stunden auf den Kerl mit dem Kreditkartenlesegerät warten müssen. Es war trotzdem ein schöner Abend. Warnung: Wenn du ins Restaurant Nautilus gehen möchtest, solltest du nicht zu hungrig sein und musst viel Zeit mitbringen. Das Essen hat allerdings sehr gut geschmeckt.

Weihnachtsessen der SY Salty und SY Sissi